Prozesslabor der Zukunft: Rohbau fertiggestellt

Ins Blaue produzieren und „einfach mal“ probieren? Bei der Herstellung hochqualitativen Stahls keine Option. Die voestalpine Steel Division setzt daher seit jeher auf genaue Analysen während des Produktionsprozesses, um die Qualität ihres Stahls auf höchstem Niveau zu halten. „Probiert“ wird demnach nur im übertragenen Sinne: Mit der regelmäßigen Beprobung der Flüssigphase und der Analyse im hauseigenen Prozesslabor, das rund um die Uhr im Einsatz ist. Mit dem Einsatz des Elektrolichtbogenofens (EAF) wird zukünftig noch mehr und noch schneller beprobt, da eine größere Menge an Schrott im Produktionsprozess eingesetzt wird. Im adaptierten und erweiterten Labor-Gebäude BG02 findet die Prozessanalytik den idealen Platz, um eine kontinuierliche, präzise Analysenqualität sicherzustellen.
Gewichtige gemeinsame Schritte
Die Rohbaufertigstellung der Gebäudeerweiterung ist daher ein weiterer wichtiger Schritt auf der greentec steel-Reise Richtung grüner Stahlproduktion. Am 25. März 2025 wurden die vier mächtigen Dachbinder aus Betonfertigteilen mit je 30 Tonnen Gewicht mit dem Kran eingehoben. Anschließend wurde die oberste Geschossdecke errichtet und somit der Rohbau Ende April fertiggestellt. Ab jetzt sind neben der Baufirma auch andere Gewerke auf dem Baufeld tätig. Die enge Abstimmung im Projektverlauf wird daher für die nächsten Schritte noch essenzieller werden.
Prozesslabor: So funktioniert's
Alle Proben der Flüssigphase werden über ein modernes Rohrpostsystem vollautomatisch von den zahlreichen Aufgabestellen ins Prozesslabor transportiert – ausgelöst lediglich durch das Drücken eines Startknopfs. Die Rohrpostbüchsen, etwa so groß wie eine dickere 2-Euro-Münze, treffen in speziellen Empfangsstationen ein, wo sie geöffnet, die Proben entnommen und bei Bedarf abgekühlt werden.
Anschließend werden die Probenoberflächen aufbereitet und in hochpräzisen Analysegeräten untersucht – dabei werden mehr als 30 chemische Elemente sowie zahlreiche weitere Prozessparameter bestimmt. Die Ergebnisse fließen direkt zurück ins Stahlwerk, das auf Basis der Analysewerte gezielte Legierungs- und Behandlungsschritte einleitet, um die gewünschte chemische Zusammensetzung des Stahls exakt zu erreichen. Vom Einlegen der Probe bis zur fertigen Analyse vergehen im Schnitt weniger als fünf Minuten.

Die nächsten Schritte: Stahlbau, Anlagen, Inbetriebnahme
Nach der Finalisierung des Rohbaus sind auch die nächsten Schritte bis zur Fertigstellung des neuen Prozesslabors bereits eingetaktet:
April – Juni 2025: Errichtung Stahlbau: Treppenturm Ost, Analysenpodest, Roboter Unterkonstruktion, Rohrpost Wartungsraum
Juli – September 2025: Dachabdichtung, Malerarbeiten, Lüftungsanlage, Deckeninstallationen, Deckenabhängung, Fassade Neubau, Fassadenöffnung Bestand
September – Dezember 2025: Untergestelle Prozessanlage, Bodeninstallationen, Doppelboden
Januar – Februar 2026: Glastrennwand, Restarbeiten
März – Oktober 2026: Anlagenmontage und Inbetriebnahme
November 2026: Umstellung von bestehender auf neue Prozessanlage
2026: Bereit für Technik
Besonders spannend wird es im Jahr 2026: Anfang März findet der Montagestart der neuen voll automatisierten Prozessanlage statt. Bis dahin werden auch die bestehenden und neuen Rohrpostleitungen vorbereitet sein. Drei Monate später wird mit der Inbetriebnahme begonnen, deren Höhepunkt durchaus fordernd sein wird: Der Umstieg von der bestehenden auf die neue Prozessanlage erfolgt während eines geplanten 2-Schichten Stillstands des Stahlwerks. Dabei werden per Express die finalen Arbeiten durchgeführt, wie das Umschließen der letzten Meter der Rohrpostleitungen.
Fazit: Weiterhin garantiert höchste Qualität
Dank dieses abgestimmten Vorgehens wird das Prozesslabor auch während der finalen Bau- sowie Umsiedelungsarbeiten die bestehenden LD3- und Hochofen-Anlagen mit produktionsrelevanten Prozessanalysen versorgen können. Im Januar 2027 sollen dann bereits der EAF und die HBI-Versorgung (Hot Briquetted Iron, Eisenschwamm) angebunden sein. Die Anbindung der Sekundärmetallurgie 5 erfolgt im April 2027. Bereits aktuell wird daher laufend mit diesen beiden TransMet-Kern-Teilprojekten zusammengearbeitet, um eine reibungslose Versorgung produktionskritischer Analysen durchgängig sicherzustellen.
Zu greentec steel
Die voestalpine hat mit greentec steel einen ambitionierten und umsetzbaren Stufenplan, um ihren Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten zu können. Im ersten Schritt plant der Konzern ab 2027 zwei Hochöfen durch zwei Elektrolichtbogenöfen (EAFs) zu ersetzen. Das Investitionsvolumen dafür beträgt rund 1,5 Milliarden Euro.
Mit dem teilweisen Umstieg von der Hochofen- auf die Elektrostahlroute können bereits bis 2029 die CO2-Emissionen um rund 30 % reduziert werden. Das entspricht einer Einsparung von knapp 4 Mio. t CO2 pro Jahr – das sind fast 5 % der CO2-Emissionen Österreichs. greentec steel ist damit das größte Klimaschutzprogramm in Österreich.
Mit den beiden Elektrolichtbogenöfen kann die voestalpine ab 2027 jährlich ca. 2,5 Mio. Tonnen CO2-reduzierten Stahl produzieren, davon 1,6 Mio. Tonnen in Linz und 850.000 Tonnen in Donawitz. Mehr über greentec steel erfahren Sie hier.