Die Ideenwelle rollt

Es ist die erste Patentoffensive, die es in dieser Form und in diesem Umfang bisher in der Steel Division gegeben hat. Zusammen mit allen Bereichen, die mit dem Elektrolichtbogenofen (EAF) in Berührung sind, wurden Patentideen für die vor- und nachgelagerte Prozesse strukturiert gesammelt. Die Offensive hat potenzielle Erfinder:innen erreicht, die bisher noch nie direkt angesprochen wurden und den Personenkreis damit von rund 250 Forscher:innen auf alle Mitarbeiter:innen in der Division gehoben. Auftraggeber der Offensive ist voestalpine-Forschungsleiter Kurt Satzinger mit Unterstützung der greentec steel-Programmleitung.

Patentoffensive mit Weitblick: Sowohl die Patentabteilung um Peter Atzmüller (rechts) als auch das greentec steel-Team mit Unterstützung von Markus Brummayer (links) haben im Zuge der Patentoffensive mit ihrem Einsatz neue Chancen und Potenziale gehoben.

Innovation? Ja, aber sicher!

Die Patentoffensive ist ein weiterer entscheidender Erfolgsfaktor des Programms. Denn nur durch eine umfassende Absicherung der Schutz- und Nutzungsrechte an Anlagen und Produkten lässt sich ein langfristig sicherer Betrieb des EAF gewährleisten und zugleich die Wettbewerbsfähigkeit sowie Innovationskraft des Unternehmens gezielt weiterentwickeln. Die Initiatoren Peter Atzmüller (Patentabteilung) und Markus Brummayer (greentec steel) haben daher einen Prozess definiert, der am 2. Mai 2024 gestartet wurde. In Phase 1 wurden mehr als 100 Mitarbeiter:innen, die im Programm arbeiten, direkt kontaktiert und um Unterstützung gebeten. Bis Ende Mai 2024 wurden so von den greentec steel-Teams aus Linz und Donawitz bereits 64 Kurzbeschreibungen für mögliche Patentideen rückgemeldet. Daraus wurden bisher insgesamt 27 Patentanmeldungen mit mehr als 35 Erfinder:innen eingereicht. Zwei weitere Anmeldungen sind in Ausarbeitung.

Keine Idee geht verloren

Die Themenfelder, die mit Patentanmeldungen besetzt wurden, beinhalten unter anderem:

  • Steuerungsmethoden zur Überwachung der Qualität der EAF-Einsatzstoffe
  • Chargierverfahren von Roheisen in den EAF
  • Sicherstellung der Qualitätsanforderungen
  • Produktionsmethoden von hochqualitativen, kostenoptimierten und CO2-reduzierten Stahlprodukten

Nicht jede Idee musste dabei gleich nobelpreisverdächtig sein. Auch kleine Lösungen mit dem nötigen Neuheitsgrad können zum Patent angemeldet werden. Hatte eine Idee nicht den nötigen Neuheitsgrad für eine Patentanmeldung, wurde sie für den KVP-Prozess geprüft. 27 Ideen mit KVP-Potenzial wurden bisher identifiziert. Dank der Initiative konnte eine große Anzahl an Ideen formalisiert und dokumentiert werden, die gesamtheitlich großartiges Potenzial haben.

Innovationsquelle

Das erste Patent wurde im Sommer 2025 bereits vom Deutschen Patentamt erteilt. Die anderen befinden sich aktuell in der heißen Phase der Anmeldung. Spätestens mit der Inbetriebnahme des EAF 2027 werden die nächsten Ideen sprudeln, ist das Team rund um die Patentinitiative überzeugt. Dass bereits jetzt Sensibilisierung für das Thema geschaffen wurde, gibt der Steel Division einen positiven Drive, den sie auch für die Zukunft nutzen wird. Mit dem umfassenden Wissen in der Division können Chancen noch tiefgreifender genutzt und der Unternehmenswert durch ein umfassendes Patentportfolio weiter erhöht werden. Die erste Ideenwelle war beeindruckend und hat die Teams bereits enorm mobilisiert. Die Quelle ist jedoch noch lange nicht versiegt und wird greentec steel weiterhin mit richtungsweisenden Ideen und Innovationen befeuern.

Kurz erklärt: Patente

Was genau ist ein Patent? 
Patente schützen neue technische Lösungen und Innovationen, die aus erfinderischer Tätigkeit entstanden sind. Der Inhaber des Patents kann anderen bis zu 20 Jahre lang die gewerbliche Nutzung der technischen Erfindung untersagen oder Lizenzgebühren einheben.

Warum ist es so wichtig, Schutz- und Nutzungsrechte abzusichern? 
Schutz- und Nutzungsrechte sind für greentec steel genauso wichtig wie die baulichen Fundamente oder die EAF-Bestellung an sich. Sind sie nicht abgesichert, kann es passieren, dass der EAF nicht oder nicht optimal betreiben werden kann beziehungsweise Lizenzgebühren an andere Unternehmen zu zahlen sind. 

Warum wird nicht mehr zu den Patentanmeldungen verraten? 
Der Anmeldeprozess beim Patentamt dauert von Anmeldung bis Erteilung im Schnitt ganze vier Jahre. Die Anmeldungen laufen derzeit, daher können aktuell noch keine Details preisgeben werden.

Zu greentec steel

Die voestalpine hat mit greentec steel einen ambitionierten und umsetzbaren Stufenplan, um ihren Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten zu können. Im ersten Schritt plant der Konzern ab 2027 zwei Hochöfen durch zwei Elektrolichtbogenöfen (EAFs) zu ersetzen. Das Investitionsvolumen dafür beträgt rund 1,5 Milliarden Euro.   

Mit dem teilweisen Umstieg von der Hochofen- auf die Elektrostahlroute können bereits bis 2029 die CO2-Emissionen um rund 30 % reduziert werden. Das entspricht einer Einsparung von knapp 4 Mio. t CO2 pro Jahr – das sind fast 5 % der CO2-Emissionen Österreichs. greentec steel ist damit das größte Klimaschutzprogramm in Österreich. 

Mit den beiden Elektrolichtbogenöfen kann die voestalpine ab 2027 jährlich ca. 2,5 Mio. Tonnen CO2-reduzierten Stahl produzieren, davon 1,6 Mio. Tonnen in Linz und 850.000 Tonnen in Donawitz. Mehr über greentec steel erfahren Sie hier.