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Der bunte Wasserstoff

Der bunte Wasserstoff

Wasserstoff ist das Gas der Zukunft – auch für die voestalpine. Der Konzern plant ja den Einsatz von grünem Wasserstoff in der Stahlerherstellung sukzessive zu erhöhen, um so bis 2050 CO2-neutral Stahl zu produzieren. Obwohl Wasserstoff eigentlich farblos ist, wird es in den Diskussionen um seine Herkunft richtig bunt.

Außenaufnahme der Stahl und Glas Fassade der H2Future Anlage
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In diesem Artikel

Die Welt schaut auf Wasserstoff; als Energiespeicher oder Treibstoff ist er ebenso gefragt wie bei industriellen Prozessen, etwa der künftigen klimafreundlichen Stahlproduktion der voestalpine (greentec steel). Das am Standort Linz gestartete Projekt „H2FUTURE“ beweist, dass im großindustriellen Dauerbetrieb die nachhaltige Herstellung des Gases möglich ist.

Außenaufnahme der Stahl und Glas Fassade der H2Future Anlage

Woher kommt der Wasserstoff?

Bei der voestalpine wird Wasserstoff auf dem klimafreundlichsten Weg hergestellt: Mithilfe von Elektroenergie aus erneuerbaren Quellen trennt die Pilotanlage Wasser durch Elektrolyse in seine Bestandteile. Es entstehen „grüner“ Wasserstoff (H2) und das Nebenprodukt Sauerstoff. Derzeit wird jedoch der weitaus größte Teil (ca. 96 %) des weltweiten Wasserstoffbedarfs von ca. 100 Mio. t jährlich durch die Dampfreformierung von Erdgas gedeckt, bei der je Kubikmeter H2 die zehnfache Menge an CO2 entsteht. Bei der Methanpyrolyse (Kværner-Verfahren), einer viel versprechenden Technologie, wird dagegen neben Wasserstoff fester Kohlenstoff gewonnen. Sie verwendet jedoch ebenfalls Erdgas als Ausgangsstoff.
Aus Wasser oder Erdgas, mit Öko-Strom oder fossilem Brennstoff – die Herkunft der eingesetzten Elektroenergie und die Ausgangsstoffe sowie die Farbpsychologie bestimmen die „Farbe“ des Wasserstoffs.

Die Farbenlehre des Wasserstoffs

Denn das von Haus aus farblose Gas ist mittlerweile bunt geworden. Unsere Übersicht zeigt die Breite des aktuellen Spektrums:

  • grüner Wasserstoff: Mit regenerativ erzeugter Elektroenergie durch Elektrolyse von Wasser hergestellt.
  • grauer Wasserstoff: Durch Dampfreformation aus fossilen Brennstoffen erzeugt; abgeschiedenes CO2 wird in die Atmosphäre abgegeben. (Von grauem W. spricht man auch, wenn für die Elektrolyse Energie aus fossilen Quellen eingesetzt wird).
  • blauer Wasserstoff: Wie grauer W. erzeugt; das abgeschiedene CO2 wird aber gespeichert (CCS: Carbon Capture and Storage) bzw. verarbeitet (CCU: Carbon Capture and Usage).
  • türkiser Wasserstoff: Durch Methanpyrolyse hergestellt. Klimaneutral, wenn der Hochtemperaturreaktor mit erneuerbaren Energien betrieben und der entstehende feste Kohlenstoff dauerhaft gebunden wird.
  • roter/rosa/violetter: Durch Elektrolyse erzeugt, für die Atomkraft zum Einsatz kommt.
    brauner Wasserstoff: aus Braunkohle hergestellt.
  • gelber Wasserstoff: Durch Elektrolyse hergestellt mit einem Energiemix aus erneuerbaren und fossilen Quellen.
  • weißer Wasserstoff: Neben- bzw. Abfallprodukt anderer chemischer Verfahren, z. B. bei der Herstellung von Chlor

Aus der Perspektive der Klimaneutralität müsste man auf lange Sicht bei allen Angeboten, die nicht grün sind, wohl schwarzsehen.

Wasserstoff Moleküle unter dem Mikroskop

Und der Transport?

Der Gedanke, grünen Wasserstoff in Regionen zu produzieren, die über zuverlässige nachhaltige Energieangebote verfügen, z. B. Nordafrika oder der Nahe Osten, klingt verlockend. Es bliebe die Frage nach dem Transport. Gewaltige Schiffe, wie die Erdgastanker mit großen Druckbehältern, könnten eingesetzt werden. Dafür muss das Gas allerdings unter hohem Druck stehen und für die Verdichtung bedarf es eines hohen Energieaufwandes – und die gewaltigen Transportflotten müssten erst geschaffen werden.

Wasserstoff-Pipelines gelten als eine weitere Option. Doch da Wasserstoff im Vergleich zu anderen Energieträgern (z. B. Erdgas) eine geringe Dichte besitzt, müssten enorm große Mengen mit hohem Druck transportiert werden. Eine entsprechende Menge an Leitungen wäre vorzuhalten; wie schnell trans- und interkontinentale Lieferstränge zum Spielball geopolitischer Überlegungen werden können, zeigt sich gegenwärtig deutlich.

Eine Wasserstoffproduktion auf der Elektroenergiebasis europäischer Windkraft- und Photovoltaikanlagen brächte Versorgungssicherheit und würde die Nutzung des Gases als temporärer Energiespeicher unterstützen. Voraussetzung wäre die Bereitschaft, entsprechende Anlagen aufzubauen und die korrespondierenden Stromnetze bereitzustellen.
Wasserstoff in unmittelbarer Nähe zum industriellen Verbraucher herzustellen, könnte eine günstige Variante werden – was wieder zum Ausgangspunkt H2FUTURE führt … Der bunte Wasserstoff bleibt ein Feld für Forschung und Entwicklung sowie vielfältige strategische Überlegungen.

Detailansicht aus der Wasserstoffanlage H2FUTURE der voestalpine
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Die voestalpine ist ein weltweit führender Stahl- und Technologiekonzern mit kombinierter Werkstoff- und Verarbeitungskompetenz. Die global tätige Unternehmensgruppe verfügt über rund 500 Konzerngesellschaften und -standorte in mehr als 50 Ländern auf allen fünf Kontinenten. Sie notiert seit 1995 an der Wiener Börse. Mit ihren Premium-Produkt- und Systemlösungen zählt sie zu den führenden Partnern der Automobil- und Hausgeräteindustrie sowie der Luftfahrt- und Öl- & Gasindustrie und ist darüber hinaus Weltmarktführer bei Bahninfrastruktursystemen, bei Werkzeugstahl und Spezialprofilen. Die voestalpine bekennt sich zu den globalen Klimazielen und verfolgt mit greentec steel einen klaren Plan zur Dekarbonisierung der Stahlproduktion.