(0:00 - 4:23) Willkommen zu Wire Insights, dem Podcast über die neuesten Entwicklungen, Innovationen und Trends bei voestalpine Wire Technology. Erleben Sie spannende Einblicke in aktuelle Projekte, die die Branche revolutionieren, und erfahren Sie, wie Innovationen aus Draht die Welt verändern. Egal, ob Sie technikbegeistert, Branchenprofi oder einfach nur neugierig auf die Zukunft sind, dieser Podcast ist für Sie.
Schalten Sie ein und folgen Sie uns. Ein herzliches Willkommen an unsere Gäste hier am Standort der voestalpine Wire Rod Austria in St. Peter, Freienstein. Mein Name ist Dieter Danko und ich möchte mich bei Ihnen bedanken, dass Sie uns und unseren Hörern wertvolle Einblicke gewähren.
Heute wollen wir über die interessanten Forschungs- und Entwicklungsmöglichkeiten der Business Unit voestalpine Wire Technology sprechen. Und wir werden von einigen spannenden Projekten hören. Unsere Experten haben sich bereits vor das Mikrofon gesetzt.
Peter Gruber, Katharina Ragger und Robert Kienreich. Bitte stellen Sie sich kurz vor und geben Sie uns einen Einblick in Ihre Tätigkeitsprofile. Herr Gruber ...
Auch von meiner Seite ein herzliches Willkommen. Ich bin Leiter von F&E und Innovation innerhalb der Business Unit Wire. Damit bin ich verantwortlich für die Operationalisierung des F&E-Programms, insbesondere in der Produkt- und Prozessentwicklung sowie im Bereich der Prüf- und Messtechnik.
Darüber hinaus gehört auch das Patentmanagement und das Wissensmanagement zu unserer Abteilung. Frau Ragger, würden Sie uns bitte einen Einblick in Ihr Tätigkeitsprofil geben.
Mein Name ist Katharina Ragger und ich gehöre zum Team von Peter Gruber. Ich bin in die Produktentwicklungsgruppe integriert und meine Aufgabe ist es, neue Stahlsorten unter Berücksichtigung der Anforderungen unserer Kunden und gleichzeitiger optimaler Prozessparameter zu entwickeln. Herr Kienreich, darf ich Sie auch um eine kurze persönliche Vorstellung bitten?
Ja, mein Name ist Robert Kienreich und ich bin seit 2000 bei der voestalpine in verschiedenen technischen Funktionen tätig. Derzeit bin ich als Senior Expert in der Anwendungstechnik tätig. Der Schwerpunkt meiner Tätigkeit liegt in der Kundenorientierung und Qualitätsverbesserung.
Ich danke Ihnen für die kurze Vorstellungsrunde. Dann würde ich sagen, lassen Sie uns gleich in die Forschungs- und Entwicklungsabteilung gehen. Der Geschäftsbereich Drahttechnik misst der Forschung und Entwicklung große Bedeutung bei und verfügt auch intern über einzigartige Forschungseinrichtungen.
Was zeichnet diese Forschungseinrichtungen aus? Welche Möglichkeiten bieten sie und welche Wettbewerbsvorteile ergeben sich daraus, Herr Gruber? Wir bieten eine einzigartige Forschungs- und Entwicklungsinfrastruktur, um maßgeschneiderte Drahtlösungen anbieten zu können. Dank dieser vorhandenen Infrastruktur können wir Entwicklungszeiten verkürzen und Materialeinsatzkosten reduzieren. Zum einen nutzen wir den Service des Forschungsdienstleisters, zum Beispiel bei Werkstoffsimulationen und Oberflächentechnik.
Zum anderen nutzen wir die Möglichkeit des Metlab mit 80-Kilogramm-Chargen für die Vorentwicklung und anschließend die Erstellung von Prototypen mit Hilfe des Techmet, zum Beispiel Drei-Tonnen-Chargen. Abgerundet wird die kundenspezifische Entwicklung durch den Einsatz spezieller Prüfeinrichtungen im Drahttechnikum, wie zum Beispiel die Prüfung der H2-Beständigkeit von Drähten oder Befestigungselementen und die Prüfung des Grenzformänderungsverhaltens von Draht. Außerdem stehen uns eine instrumentierte Ziehlinie sowie Wärmebehandlungsanlagen wie Retorten- und Kammeröfen zur Verfügung.
(4:24 - 5:25) Die F&E-Infrastruktur wird im Geschäftsjahr 2025-26 um eine fünfstufige Kaltstauchanlage erweitert, damit wir die Kundenprozesse besser verstehen können. Wir werden dann in der Lage sein, den Kunden ein komplettes Entwicklungspaket anzubieten. Zum einen können wir Werkstoffkompetenz rund um Draht und Umformwerkzeuge sowie Oberflächen- und Umformkompetenz anbieten.
Der Kunde kann dann die Prototypenentwicklung bei uns in Auftrag geben und die Entwicklungsschleifen komplett an uns auslagern. Es findet auch ein intensiver Wissensaustausch zwischen voestalpine Wire Technology und externen Forschungseinrichtungen wie Universitäten statt. Können Sie uns bitte mehr darüber erzählen? Unsere Forschung gliedert sich in drei Hauptbereiche: Produktentwicklung, Prozessentwicklung und Prüfmesstechnik.
(5:27 - 5:54) Unsere Mitarbeiter arbeiten mit verschiedenen Forschungseinrichtungen in Österreich, Deutschland und in speziellen Fällen auch in Europa zusammen. Das reicht von kurzfristigen Forschungsaufträgen oder speziellen Tests mit einer Dauer von zwei bis vier Monaten bis hin zu großen drei- bis fünfjährigen Projekten. Der Partner ist der Konsortialführer und kümmert sich um die Einreichung von Gründungsprogrammen.
(5:55 - 7:30) Wir sind auch Teilnehmer an so genannten CT-Labors. Hier wird Grundlagenforschung betrieben, die die Basis für unsere Arbeit bildet. Im Rahmen dieser Programme werden auch immer wieder Diplomarbeiten und Dissertationen betreut.
Im besten Fall werden die Absolventen dann vom Unternehmen übernommen und so arbeiten wir eng mit der Montanuniversität Leoben, der Technischen Universität Graz und der Technischen Universität Wien zusammen. Diese intensive Forschungs- und Entwicklungsarbeit spiegelt sich auch in zahlreichen Erfolgsgeschichten wider. Der langjährige Drahttechnik-Kunde Hilti hat das Unternehmen sogar mit einem Innovation Excellence Award ausgezeichnet.
Worum ging es dabei genau? Im Juni 2024 würdigte Hilti im Rahmen seines Lieferantenanerkennungsmodells die herausragende F&E- und Innovationskompetenz der voestalpine Wire Austria mit dem Innovation Excellence Award 2023. voestalpine Wire Austria war das einzige Unternehmen aus der Stahlbranche, das die Auszeichnung am Hilti-Hauptsitz in Liechtenstein entgegennahm. Ausschlaggebend war die Innovationsfähigkeit des Unternehmens, der hohe Innovationsgrad durch fundiertes metallurgisches Know-how in Kombination mit partnerschaftlicher Materialentwicklung, höchster Qualität und Zuverlässigkeit.
(7:31 - 13:32) Welche weiteren Erfolgsgeschichten sollen in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben? Die kundenspezifische Materialentwicklung für Setznägel ist eine Erfolgsgeschichte. Die Setznägel werden für die Befestigung von Wellblechen an Stahlträgern verwendet. Das spezifische Ziel war hier, die lokalen Eigenschaften des Produkts zu verbessern, insbesondere die Härte der Spitze des Setznagels.
All dies musste ohne Kostenerhöhung geschehen. Darüber hinaus ist es uns in diesem Jahr nach jahrelanger Entwicklungsarbeit gelungen, die Zulassung für Draht aus einer Stranggussproduktion für den Einsatz in der Wälzlagerindustrie zu erhalten. Hervorzuheben ist hier die intensive Zusammenarbeit über die gesamte Wertschöpfungskette.
Beteiligt waren voestalpine Stahl Donawitz, voestalpine Rail Technology, voestalpine Wire Technology und voestalpine Forschungsservice Gesellschaft. Darüber hinaus wurden in den letzten zwei Jahren zwei Patente angemeldet. Eines auf dem Gebiet des zirkoniumborlegierten Stahls für Verbindungselemente und eines auf dem Gebiet des alternativen Korrosionsschutzes für Spannstahldrähte.
Und diese beiden Patente spiegeln unsere Kompetenz auf dem Gebiet der Werkstoffentwicklung und der Oberflächentechnik wider. Für erfolgreiche Projekte müssen viele Zahnräder ineinander greifen. Bei dem drahttechnologischen Entwicklungsprojekt High Performance Wire, intern IGOR genannt für gezieltes Legierungsdesign in sehr kleinen Mengen, gab es eine hervorragende Zusammenarbeit innerhalb des Metallurgie-Netzwerks.
Können Sie uns bitte diese Zusammenarbeit beschreiben? Welche Kooperationspartner sind für den Erfolg dieses Projekts verantwortlich, Frau Ragger? Meiner Meinung nach ist der große Erfolg dieses Projekts auf die enge Zusammenarbeit zwischen mehreren Unternehmen zurückzuführen. Das waren die voestalpine Wire Rod Austria, die voestalpine Stahl Donawitz, die voestalpine Forschungsservice Gesellschaft Donawitz und als externer Partner der Lehrstuhl für Stahlbau an der Montanuniversität Leoben.
Die voestalpine Stahl Donawitz war vor allem für die Herstellung von Prototypen im Labormaßstab sowie für die Großserienfertigung verantwortlich. Die voestalpine Forschungsservice Gesellschaft Donawitz leistete Simulationsunterstützung bei der Legierungsauslegung und bei der Ermittlung der optimalen Walzparameter. Der Lehrstuhl für Stahlbau führte unter anderem hochauflösende Werkstoffanalysen durch.
Die Gesamtkoordination und der letztendlich erfolgreiche Walzvorgang wurden von voestalpine Wire Rod Austria durchgeführt. Darüber hinaus konnte unser Team im Rahmen einer speziellen Prototypenfertigung auch auf große Unterstützung durch die voestalpine Böhler Schweißtechnik und das Kompetenzzentrum Schweißen der voestalpine Schienentechnik zurückgreifen. Die Kombination von unternehmensspezifischem Know-how hat letztendlich zum Erfolg geführt und dank des starken Einsatzes der Anwendungstechniker der voestalpine Wire Austria und des Vertriebs konnte das Produkt bereits erfolgreich am Markt platziert werden.
Welchen Nutzen hat das Projekt letztlich? Der große Vorteil liegt in der direkten Umformbarkeit bei gleichzeitig hoher Festigkeit nach dem Anlassen. Der Wegfall des klassischen Weichglühens vor der Weiterverarbeitung führt zu einer deutlichen Verbesserung der CO2-Bilanz und ist zudem kosteneffizienter. Wie können wir uns diese Entwicklung vorstellen? Legierungselemente werden normalerweise für wärmebehandelbare Stähle verwendet, die im Allgemeinen kostenintensiv sind.
Es war daher notwendig, günstigere Alternativen zu finden, ohne dabei Kompromisse bei den mechanischen Eigenschaften einzugehen. IGUA wurde auf Basis von über 11.000 Legierungsvarianten zur Gänze am Computer mit Hilfe von Simulationsverfahren unter der Leitung der voestalpine Forschungsgesellschaft Donawitz entwickelt. Welche Bedeutung hat das Projekt für zukünftige Projekte? Das Projekt kann durchaus als Vorbild für zukünftige Entwicklungsprojekte bezeichnet werden, da es gezeigt hat, dass Know-how in Verbindung mit gezielten Simulationsverfahren zum Erfolg führen kann.
Das nächste Thema ist ein sehr spezifisches. Es geht um optimierte Drahtqualität bei gleichzeitiger Ressourcenschonung durch thermomechanisches Walzen. Eine Frage, die gerade außerhalb von Fachkreisen für das Verständnis essentiell ist.
Herr Kienreich, was bedeutet thermomechanisches Walzen? Im Vergleich zum bekannten Standard-Warmwalzverfahren ist thermomechanisches Walzen grundsätzlich ein Walzen mit niedrigeren Fertigwalztemperaturen in Kombination mit optimierten Kühlstrategien direkt aus der Walzhitze. Mikrolegierungselemente wie Vanadium und Niob werden den TM-gewalzten Stählen häufig zugesetzt und sollen sich beim Warmwalzen und Abkühlen als Karbide und Nitride ausscheiden. Das Ziel ist immer, die mechanischen Eigenschaften durch zusätzliche Kornfeinung zu verbessern.
(13:34 - 15:39) Dieses Verfahren reduziert die CO2-Emissionen, aber es gibt auch eine Reihe anderer Vorteile, von denen die Kunden profitieren. So gilt das thermomechanische Walzen auch als ressourcenschonender Produktionsprozess über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg, da weitere Wärmebehandlungsschritte entfallen können. Was sind die Hauptvorteile? Im Allgemeinen wird hochwertiger Walzdraht für Kaltstauchanwendungen durch Warmwalzen, kontrolliertes Abkühlen und anschließendes Weichglühen hergestellt.
Ich möchte hier vier Hauptvorteile des TM-Walzverfahrens nennen. Erstens der mögliche Verzicht auf das Weichglühen von borlegierten Vergütungsstahlsorten bis zur Festigkeitsklasse 12.9. Zweitens die erweiterte Verwendung von mikrolegierten Stahlsorten bis zur Festigkeitsklasse 1000 Megapascal ohne abschließende Wärmebehandlung. Drittens kann bei langen, schlanken Bauteilen das Richten entfallen, da es bei diesen alternativen ausscheidungsgehärteten mikrolegierten Stahlsorten keinen Härteverzug gibt.
Und nicht zuletzt verbessert das extrem feinkörnige Gefüge die Kaltumformgrenze, die Tieftemperaturzähigkeit und auch die Beständigkeit gegen Wasserstoffversprödung. Vielen Dank für diese spannenden Einblicke in die Welt der voestalpine Drahttechnologie. Danke, dass Sie uns Ihre Zeit und Ihr Fachwissen zur Verfügung stellen.
Das war's für diese Folge von wire insights. Faszinierend zu sehen, wie viel Innovation durch Forschung und Entwicklung vorangetrieben wird, nicht wahr? Bleiben Sie dran, denn in den kommenden Folgen werden wir noch tiefer eintauchen, von bahnbrechenden Technologien bis hin zu den Menschen hinter den Ideen. Wir werden Ihnen zeigen, wie aus Visionen Realität wird.
Verpassen Sie nicht das Beste, was noch kommen wird. voestalpine one step ahead.