09.02.23

Stahlhart ist für sie nicht hart genug

Die Jehle AG stellt Werkzeuge zur Fertigung von hochpräzisen Komponenten her, zum Beispiel für die Automobilindustrie. Dazu braucht sie Stahl mit einer extrem verschleissfesten Beschichtung – eine der Stärken ihres Technologiepartners voestalpine.

header-2_vd25617

Wenn man bei der Jehle AG in Etzgen den Balkon von Werk 5 betritt, fühlt man sich wie auf der Kommandobrücke eines gigantischen Schiffes. Vom erhöhten Gang hat man einen Blick auf die gesamte Produktionsstrasse des Technologiecenters für Werkzeug- und Formenbau. Modernste Maschinen, Hightech-Werkzeuge und Präzisionsmessgeräte stehen in einer exakten Reihe – nur der Geräuschpegel ist erstaunlich tief.

Die Jehle AG ist ein Schweizer Unternehmen wie es im Buche steht: Inhabergeführt, dritte Generation, stetig am Wachsen. Die über 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stellen hochpräzise Werkzeuge her, aus denen sie Komponenten für die Automobil-, Elektro- und Bauindustrie oder den Medtech-Sektor fertigen. Pro Jahr verlassen über 90 Millionen Teile die Produktion in Etzgen. Kaum zu glauben, dass alles vor 75 Jahren in einem Keller begonnen haben soll.

Fatih Cakir leitet die Fertigung im Werkzeug- und Formenbau bei der Jehle AG und erzählt augenzwinkernd aus der Firmengeschichte: «Man erzählt sich, dass Josef Jehle vor 75 Jahren ein Loch in sein Wohnzimmer sägen musste, weil die Stanzmaschine im Keller zu hoch war.» Er lacht. Heute verfügt die Jehle AG über mehrere Produktionshallen. Alles ist optimiert in der 2019 erstellten Werkzeughalle, vom Material- über den Prozess- bis zum Informationsfluss. Nachhaltigkeit wird grossgeschrieben: Das Dach ist mit einer Fotovoltaik-Anlage bestückt, die 85% des Energiebedarfs im Werkzeugbau deckt. Nachhaltig ist auch die Personalpolitik: Jede vierte Stelle im Werkzeugbau ist ein Ausbildungsplatz.

Der Werkzeugbau ist das Herz des Unternehmens: Hier baut die Jehle AG jährlich bis zu 50 individuell konzipierte Stanz- und Umformwerkzeuge sowie Spritzformen für die unterschiedlichsten Kundenanforderungen. Spannhebel für Lenksäulen in der Automobilindustrie, Sichtbauteile für Kaffeemaschinen oder Gehäuse für Elektromotoren. Jedes Werkzeug ist eine Einzelanfertigung und wird von der hauseigenen Engineering-Abteilung entwickelt. Die Anforderungen sind hoch: Die Werkzeuge sollen genau produzieren. Und sie sollen dauerhaft sein.

_vd25751
_vd25903

Der Weg zum Erfolg führt über das Herzstück der Werkzeuge: Die Schnittelemente, Stempel und Matrizen. Sie müssen präzise und möglichst verschleissfest sein. Denn sie formen die Teile, die der Kunde bestellt hat. Die voestalpine und schon früher die Gebrüder Böhler, sind seit Jahrzehnten Partner von Jehle im Werkzeugstahl. Vor allem auf die Problemlöser K490 / K890 oder Uddeholm Vanadis 8 setzt das Unternehmen. Im Bereich Kunststoffformenstähle werden M390, M333 und Uddeholm Tyrax oft und erfolgreich eingesetzt. All diese Stähle sorgen für hohe Standzeiten, die noch verlängert werden, wenn das Werkzeug beschichtet ist. Die beliebteste, weil äusserst dauerhafte und harte Beschichtung heisst bei Jehle meistens Duplex VARIANTIC®. Das weiss Fatih Cakir, der die Vorzüge der Beschichtung der Marke eifeler bereits bei seinem letzten Arbeitgeber in Deutschland kennen gelernt hat.

Duplex VARIANTIC® wird in einem mehrstufigen Verfahren hergestellt. Als erstes wird in einem thermochemischen Prozess eine harte Randschicht von ca. 50 µm in den gehärteten Stahl diffundiert: Diese Vorbehandlung nennt sich Duplex. Sie erhöht die Aufnahmefähigkeit für Druckbelastung und sorgt dafür, dass die extrem harte und dünne VARIANTIC®-Schicht nicht durchbricht. Gleichzeitig wird ihre hervorragende Haftung auf dem Substrat noch weiter verbessert. Die mehrlagige VARIANTIC®-Schicht besteht aus Elementen wie Titan, Aluminium, Kohlenstoff und Stickstoff, die in einem hochkomplexen Verfahren umkristallisiert bzw. so aufgetragen werden, dass die Oberfläche äusserst hart, verschleissfest und gleitfähig wird. Stefan Roos von voestalpine ist der Kundenbetreuer der Jehle AG. Er sagt: «Die Duplex VARIANTIC® ist mit bis zu 4000 HV und einem Reibungskoeffizienten µ von 0.2 die ideale breitbandige Allzweck-Beschichtung beim Stanzen und in der Kaltumformung.» Aber auch für spezielle Herausforderungen findet man im Schichtprogramm der eifeler Swiss die optimale Beschichtung.

_vd25554
_vd25560

Fatih Cakir erzählt: «Wir beschichten mittlerweile rund 80 Prozent unserer Werkzeuge und erreichen damit eine signifikante Erhöhung der Standzeit. Die Mehrkosten für die Beschichtung werden mehr als wettgemacht, weil wir viel weniger Kosten für die Instandhaltung dieser Werkzeuge haben.» Das spart Zeit und Geld. Wenn ein neues Werkzeug konzipiert wird, steht die voestalpine als Technologiepartner oft schon zu Beginn des Projekts beratend zur Seite. Fatih Cakir ist mit dem Service sehr zufrieden. «Wir erhalten die Teile jeweils innerhalb einer Woche beschichtet zurück, wenn es schnell gehen muss, sogar innerhalb weniger Tage», sagt er. Die voestalpine übernimmt mit dem wöchentlichen Abhol- und Lieferservice den Transport und bei Bedarf auch das Polieren der Teile – eine Handarbeit, die bei einem komplexen Spritzgusseinsatz auch mal 20 oder mehr Stunden dauern kann. Für voestalpine steht Kundenzufriedenheit an erster Stelle:  «Wenn einmal etwas nicht klappt, machen wir eine Schadensanalyse und übernehmen volle Verantwortung», sagt Stefan Roos. Obwohl: Eine Schadensanalyse ist bei der Jehle AG bis jetzt noch nie nötig gewesen. Fatih Cakir lacht. «Zum Glück. Bisher kamen alle Teile perfekt zurück.»

Hightech in dritter Generation
Die Jehle AG ist ein Familienunternehmen aus der Sparte Werkzeug- und Formenbau und besteht bereits seit 75 Jahren. Der Produktionsbetrieb in Etzgen AG ist spezialisiert auf Stanz-, Umform-, und Spritzgusstechnik und übernimmt alle Arbeitsschritte von der Konstruktion und Herstellung des Werkzeugs über die Produktion bis zur Wärmebehandlung, Endbearbeitung, Montage, Verpackung und der Logistik.

Please use a browser that is not outdated.

You are using an outdated web browser.

Errors may occur when using the website.