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Tram-Weichen: Moderne Systeme für moderne Anforderungen

27. Oktober 2025 | 

Mit dem wachsenden Mobilitätsbedürfnis besonders in Ballungsräumen sind Weichen für den Tram-Bereich immer gefragter. Wie voestalpine Railway Systems mit ihren Gesamtsystemen Betreibern bei aktuellen und zukünftigen Herausforderungen unterstützt? Thomas Christ, Senior Vice President – Head of Business Center Tram bei voestalpine Turnout Technology Germany in Gotha, Deutschland mit einem umfassenden Überblick.

Herr Christ, was bedeutet es für voestalpine Railway Systems, ein Systemanbieter zu sein – speziell im Bereich Weichensysteme?

 

Wir als voestalpine Railway Systems sind bereits seit langem eine bewährte Schienen- und Weichenherstellerin. Wir haben unser Portfolio sowohl bei den Produkten als auch bei den Services kontinuierlich erweitert, sodass wir sämtliche physische Komponenten im Angebot haben. All diese Komponenten möglichst smart zu einem System zusammenzuführen und die Produkte aufeinander abzustimmen, war die logische Folgerung und Herausforderung zugleich. Die Digitalisierung unserer Weichen verbunden mit dem Informationsmanagement zentrak hilft uns dabei, das Gesamtsystem abzurunden. 

Wie profitieren Bahnbetreiber konkret von einem ganzheitlichen Systemansatz im Vergleich zu Einzellösungen?

Verkehrsbetriebe sehen sich kontinuierlich mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Wir spüren Ansätze eines beginnenden Wandels, bei dem die Technik und das Management hinter Weichen von der Selbstorganisation ein Stück weit auch nach außen getragen wird. Smarte Gesamtlösungen werden daher auch angesichts des Fachkräftemangels immer interessanter werden. Die Weiche lernt digital zu sprechen und unterstützt dabei, Mitarbeitende zu entlasten. Tritt ein Problem an einer Weiche auf, können gezielt Techniker:innen entsandt werden, ohne erst durch aufwendige Gleisbegehungen auf Spurensuche gehen zu müssen. Durch digitalisierte Weichen können wir damit unseren Kund:innen spürbaren und schnell Nutzen liefern.

Was sind die größten Herausforderungen im Tram-Bereich und wie unterscheidet sich damit auch der Systemansatz bei Straßenbahnen im Vergleich zu anderen Anwendungen?

Straßenbahnen werden im Regelfall individuell durch die jeweilige Stadt eigenständig gestaltet. Daraus ergeben sich unterschiedlichste Denkweisen und Anforderungen, die wir mit höchster Individualität unserer Gesamtsysteme abbilden. Besonders im innerstädtischen Bereich muss der Einbau optimal und schnell funktionieren, um die Beeinträchtigung der Infrastruktur gesamtheitlich möglichst gering zu halten. Technisch gilt es zu beachten, dass die kleineren Dimensionen und engen Platzverhältnisse mit speziellen geometriebedingten Verschleißerscheinungen einhergehen. Dennoch soll die Weiche möglichst lange im Gleis verbleiben und optimal instand zu halten sein. Wir verwenden daher unter anderem für den Nahverkehr optimierte Werkstoffe, die anders als bei Vollbahnen einen hohen Verschließwiderstand auch mit einer Reparierbarkeit durch Schweißen kombinieren.

Welche Trends sehen Sie in der Zukunft von Weichensystemen – insbesondere im Kontext von Systemlösungen?

Aktuell liegt der Schwerpunkt der Betreiber darauf, ihre Infrastruktur bestmöglich zu erhalten und gegebenenfalls zu erweitern. Neben den bewährten Qualitäten in der Just-in-time-Lieferung und einem attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis bahnt sich daher verstärkt der Trend zur intelligenten Weiche an. Diesen Trend wollen wir zusammen mit unseren Kund:innen gestalten und sie auf dem Weg in die digitale Welt begleiten.

Welche Rolle spielt die Wartung im städtischen Raum – und wie unterstützt ein ganzheitliches digitales System dabei?

Wartung ist ganz wesentlich für eine optimierte Liegedauer der Weiche. Verschleiß kann im Laufe der Zeit die Weiche funktionsunfähig machen. Sie muss daher regelmäßig inspiziert werden, um rechtzeitig Probleme zu erkennen. Mit prädiktiver Wartung kann die frühzeitige Erkennung sichergestellt und damit zeit- und kostenintensive umfangreiche Servicemaßnahmen vermieden werden. Digitale Lösungen sorgen dabei für belastungsabhängige Datengenerierung, die bereits erste Signale registriert, die in Folge Ursache für einen Schaden werden könnten. Mit den richtigen Sensoren an den richtigen Stellen ebnet die intelligente Tram-Weiche den Weg von ereignisorientierter hin zu planmäßig vorbeugender Wartung.

Wie unterstützt voestalpine Railway Systems Bahnbetreiber bei der Transformation hin zu digitaler Infrastruktur?

Uns ist es wichtig, mit unseren Kund:innen einen gemeinsamen Weg zu gehen. Die kundenorientierte Entwicklung hat bei uns einen hohen Stellenwert und ist eine der Kernkompetenzen von voestalpine Railway Systems. Wir entwickeln individuelle Lösungen und Systeme, die genau an die Anforderungen und Herausforderungen unserer Kund:innen angepasst sind. Dafür bauen wir Prototypen und betreiben sie zusammen mit unseren Kund:innen in einem gemeinsamen F&E-Projekt. Daraus entsteht ein enger und sinnvoller Kund:innenkontakt, um in zielführenden Gesprächen kund:innenorientierte Lösungen zu entwickeln.

Über den Experten

Thomas Christ ist Senior Vice President – Head of Business Center Tram bei voestalpine Turnout Technology Germany in Gotha, Deutschland, und System-Experte für Metro Systeme. Er ist in dritter Generation in der Bahnindustrie tätig und hat mehr als 40 Jahre Erfahrung in der Branche. Die faszinierende Technik im Hintergrund sowie der Raum für Innovationen prägen seine Leidenschaft für die schienengebundene Mobilität.