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Der welt-höchste Tiefkühlschrank

30. Juni 2016 | 

Im Südosten Chinas wachsen am Perlflussdelta Mega-Citys zu einem Ballungsgebiet unerreichten Ausmaßes zusammen. Versorgungshubs müssen hier teuren Baugrund effizient ausnutzen: Eine Herausforderung, die Hochregal-Spezialisten der voestalpine Krems Finaltechnik 45 m in die Luft gehen lässt.

„Perlflussdelta“ – das klingt romantisch. Knallhart aber zeigt die Realität dieser Boom-Region: Hier entwickelt sich mit Mega-Citys wie Guangzhou, Hongkong und Shenzhen das größte Stadtkonglomerat der Welt, in dem gut 60 Mio. Einwohner zu versorgen sind. Hubs in den städtischen Randzonen übernehmen wichtige Verteilerrollen, stehen allerdings auf immer teurer werdendem Grund. Als Lösung bieten sich Hochregallager an. In Shenzhen, der Millionenstadt nördlich von Hongkong, haben die österreichischen Spezialisten der voestalpine Krems Finaltechnik GmbH die Hochregalanlage für das weltgrößte Tiefkühllager in Silobauweise errichtet.

Strategische Partnerschaft

„Die beste Ausnutzung der Baugrundstücke erreichen wir mit Regalhöhen, die weit jenseits der 24-m-Marke rangieren. Für Shenzhen wurde eine Höhe von 45 m als Optimum berechnet. Automatisierte Anlagen dieser Kategorie können einheimische Unternehmen bislang allerdings noch nicht in einer Qualität realisieren, die den technischen und klimatischen Bedingungen vor Ort gerecht wird“, schildert Berthold Zeilermayr, bei der voestalpine Krems Finaltechnik GmbH als Teamleiter für Projekte außerhalb Europas tätig, die Situation. Wie viele Systemintegratoren vor Ort griff daher der Generalunternehmer aus Shenzhen auf erprobtes Know-how aus Europa zurück. „Für den chinesischen Partner waren unsere Erfahrungen im Errichten von derart dimensionierten Hochregallagern in Silobauweise, verbunden mit dem guten Ruf der voestalpine-Produkte hinsichtlich Wirtschaftlichkeit, Zuverlässigkeit und Materialgüte, ausschlaggebend – für uns unterstützt dieser Auftrag ideal die weitere Positionierung in einem rasant wachsenden Marktumfeld“, umreißt Zeilermayr den Beginn der strategischen Zusammenarbeit mit dem einheimischen Generalunternehmer.

Versorgung mit Sicherheit

Der Auftraggeber, Genzon Property Group Co., Ltd., investiert mit diesem Tiefkühllager der Superlative in die Logistik-Zukunft der südchinesischen Megalopolis. Shenzhen ist einer der bedeutendsten Verteilerknoten, z. B. für die Versorgung Hongkongs – und meldet mit fast 11 Millionen Einwohnern ausreichenden Eigenbedarf an. Mit seinem Kühlraumvolumen von 435.000 m³ und 70.000 Stellplätzen für Standard-Industriepaletten ist das vollautomatische Tiefkühllager der Genzon Group damit nicht überdimensioniert. Die Ausmaße des Lagers stellten nicht zuletzt eine Herausforderung für die Statiker dar. In der von tropischen Wirbelstürmen heimgesuchten Region wurden vonseiten des Bauamts Spitzenwindgeschwindigkeiten von 224 km/h angegeben; aus Größe und Lage des Bauwerks resultiert ein extrem hoher Staudruck von mehr als 2,4 kN/m². Er muss von den Profilen des Hochregallagers als tragenden Konstruktionselementen aufgenommen und abgeleitet werden – ohne den sicheren Betrieb im Gebäudeinneren und die Funktion der Lagerautomatisierung zu gefährden. Hier sorgen die Regalbediengeräte eines deutschen Spezialisten für ein reibungsloses Aus- und Einlagern. „In enger Zusammenarbeit mit diesem Partner, der bereits seit 1998 Erfahrungen auf dem chinesischen Logistikmarkt sammelt, konnten wir die Einhaltung der geringen Toleranzen garantieren, die bei einem Objekt dieser Ausmaße vor allem hinsichtlich des Zusammenwirkens von Regal und Bediengeräten gefordert sind“, erläutert Vertriebsmitarbeiter Thomas Stuphann (voestalpine Krems Finaltechnik). Auch dabei beweisen die Profile der österreichischen Hochregallager-Fachleute ihre Zuverlässigkeit.

Aufwärts mit höherfesten Materialien

An Hochregallager dieser Ausmaße werden besondere statische Anforderungen hinsichtlich Trag- oder klimatischer Widerstandsfähigkeit gestellt. Für das Tiefkühllager am Perlflussdelta wurde eine umfangreiche prüffähige Statik auf Basis Eurocode sowie der nationalen chinesischen Normen erstellt und die volle FEM-Konformität nachgewiesen, auch zur Zufriedenheit der örtlichen Behörden. „Mit dem Einsatz höherfester Materialien erreichen wir nicht nur einen Traglastzuwachs, vielmehr können wir damit auch die enorme Windlast bewältigen“, erklärt Zeilermayr. „In Shenzhen haben wir daher anstelle der sonst üblichen Werkstoffe Spezialqualitäten eingesetzt, die über eine ca. 30 Prozent höhere Dehngrenze verfügen.“
Selbstverständlich wissen die Kremser Hochregalbauer um die Endlichkeit jeglichen Novitätsstatus in diesem umkämpften Stahlbausektor; Erfahrungen auf dem chinesischen Markt besagen, dass das Alleinstellungsmerkmal von heute technologisches Allgemeingut von morgen ist. Aber getreu den Anforderungen des voestalpine-Konzernclaims, immer einen Schritt voraus zu sein, profilieren sich die Regalbauer der voestalpine Krems Finaltechnik bereits mit neuen Ideen.

Fakten

 Shenzhen, Südchina (östliches Perlflussdelta)

  •  vollautomatisches Tiefkühllager für Lebensmittel
  •  Grundfläche 9.800 m²
  •  Kühlraum: 435.000 m³
  •  Maße (L/B/H): 85/116/45 m
  •  Tiefkühltemperatur -28° C
  •  69.952 Palettenstellplätze (Industriepaletten 1.000 x 1.200 mm)
  •  doppeltiefes Linienlager in Silobauweise
  •  18 Lagerebenen, 16 Gassen mit je 1 Regalbediengerät