Auslandspraktikum: Gastspiel
Im Zuge ihres Gastspiels bei der voestalpine BÖHLER Welding in Hamm machten die steirischen voestalpine-Lehrlinge Nadja und Carol wertvolle Erfahrungen. Für die Arbeit und das Leben.
„Ich glaube nicht, dass ich in dem Alter schon gewagt hätte, auf mich selbst gestellt so lange so weit weg von zu Hause zu sein“, zollt David F. dem Mut von Nadja und Carol Respekt. Die Zerspanungstechnikerin in spe und der angehende Elektrotechniker von der voestalpine Stahl Donawitz sind zwei der insgesamt acht voestalpine-Lehrlinge aus der Steiermark, die sich auf das Konzern-Pilotprojekt eines Auslandspraktikums für Auszubildende eingelassen und erfolgreich beworben haben. Während ihre Kolleginnen und Kollegen an voestalpine-Standorten in Brandenburg nahe Berlin und im US-amerikanischen Birmingham gelandet sind, haben Nadja und Carol ihre Reise ins Ruhrgebiet angetreten: Nach Hamm zur voestalpine BÖHLER Welding Germany, die in der traditionsreichen
Industriestadt mit 180.000 Einwohnern zu den größten Arbeitgebern zählt.
Kleiner als gedacht
Dort kümmert sich vor allem Ausbilder David F. um die beiden jungen Steirer, die in Hamm gleich eine Erfahrung fürs Leben machen konnten: Dass offene Unvoreingenommenheit ein ausgezeichneter Reisebegleiter ist, wohingegen fest umrissene Erwartungshaltungen oft ein Hindernis für neue Erfahrungen darstellen.
Den Anlass dafür bot der unerwartet deutliche Größenunterschied zwischen den Werken in Hamm und Donawitz, der sich auch in unterschiedlichen Ausbildungsdimensionen manifestiert. „Aktuell führen wir gerade zwölf Auszubildende an ihren Beruf heran“, berichtet Ausbilder David F., „was die Größe unserer Lehrwerkstätte betrifft, können wir mit dem Ausbildungszentrum in der Steiermark da natürlich nicht mithalten.“
Wie Projektkoordinatorin Walpurga W. sagt, sei genau das Teil des Plans gewesen: „Wir möchten unseren Lehrlingen ja bewusst vermitteln, dass es im Konzern unterschiedlich große Standorte mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Kulturen gibt.“
Lehrreich und lohnend
Die Größendifferenzen waren nicht der einzige Auslöser des kleinen Praxisschocks, der das österreichische Duo im Betrieb an der Hafenstraße anfänglich ereilte: Nadja etwa stellte überrascht fest, dass ihre Kollegen und Kollegen im Ruhrgebiet noch vorwiegend konventionell fräsen, während Carol zur Kenntnis nehmen musste, dass Hamm auch in Sachen Elektrotechnik anders tickt als Donawitz. Doch beiden gelang es rasch, die Unterschiede anzunehmen und davon zu profitieren. „Es war dann doch sehr spannend, auch mit ganz anderen Maschinen zu arbeiten“, sagt Nadja, „und dass ich etwas anderes erlebt habe als ich dachte, ist gerade für mich mit meinem Perfektionsanspruch eine extrem wertvolle Erfahrung, die ich mir fürs Leben mitnehme.“
Carol wiederum wurde in Hamm mit der Automatisierungstechnik und dem Bauen der entsprechenden Schaltungen bekannt gemacht. „Davon werde ich bei meiner Lehrabschlussprüfung daheim auf alle Fälle profitieren“, sagt er, der sich in Hamm auch dank der am Stadtrand gelegenen Wohnung wohlfühlt: „Ich bin total gerne im Grünen, und von unserem Quartier aus kann man super wandern und spazieren gehen“
Unterwegs auf eigene Faust
Seine Streifzüge beschränkten sich nicht auf die Landschaft rund um Hamm, sondern erstreckten sich auch auf die einst für ihren riesigen Rangierbahnhof bekannte Stadt, die heute einen der größten Hindu-Tempel Europas beherbergt. Auch sonst sind er und Nadja während ihres Gastspiels im Ruhrgebiet ordentlich herumgekommen – dank eines Kollegen aus Hamm, der ihnen privat ein Auto überließ. „Wir haben uns Dortmund, Köln und Münster angeschaut“, sind die Lehrlinge aus der Steiermark für die großzügige Leihgabe dankbar.
Zur Halbzeit ziehen jedenfalls alle Beteiligten eine positive Zwischenbilanz. „Wir sind bei einer Fortsetzung garantiert mit dabei“, sagt David F.,“ es wäre toll, wenn wir bei dieser Gelegenheit dann auch einige unserer Auszubildenden zum Beispiel nach Österreich schicken könnten.“
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