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voestalpine in wirtschaftlich herausforderndem Umfeld mit operativem Ergebnis EBITDA von 1,2 Mrd. EUR und negativem EBIT im Geschäftsjahr 2019/20

3. Juni 2020

  • Konjunktureinbruch, Sondereffekte und wirtschaftliche Folgen der Covid-19-Pandemie belasten Umsatz und Ergebnis
  • Umsatz im Jahresvergleich um 6,2 % von 13,6 auf 12,7 Mrd. EUR verringert
  • Operatives Ergebnis (EBITDA) mit 1,2 Mrd. EUR weiter klar positiv (Geschäftsjahr 2018/19: 1,6 Mrd. EUR); EBITDA-Marge: 9,3 %
  • Betriebsergebnis (EBIT) aufgrund von Sonderabschreibungen auf -89 Mio. EUR gesunken (Vorjahr: 779 Mio. EUR)
  • Ergebnis vor Steuern von 646 auf -230 Mio. EUR und Ergebnis nach Steuern von 459 auf -216 Mio. EUR zurückgegangen
  • Gearing Ratio per 31. März 2020 auf 67 % angestiegen (Vorjahr: 47 %)
  • Eigenkapital um 16,3 % von 6,7 auf 5,6 Mrd. EUR vermindert
  • Cashflow aus der Betriebstätigkeit um 11,8 % von 1,2 auf 1,3 Mrd. EUR gesteigert
  • Working Capital erfolgreich um 434 Mio. EUR reduziert
  • Mitarbeiterzahl (Vollzeitäquivalente) um 4,3% von 52.000 auf 49.700 gesunken
  • Dividende von 0,20 EUR je Aktie als Vorschlag an die Hauptversammlung (Vorjahr 1,10 EUR)
  • Ausblick 2020/21: EBITDA zwischen 600 Mio. EUR und 1 Mrd. EUR

Das Geschäftsjahr 2019/20 der voestalpine war seit Beginn von einer massiven Eintrübung des wirtschaftlichen Umfelds infolge der weltweiten Handelskonflikte geprägt. Darunter litt insbesondere die exportorientierte Industrie Europas, die rund zwei Drittel des Konzernumsatzes ausmacht. Das für den voestalpine-Konzern wichtige Automobilsegment schwächte sich weltweit ab. Hinzu kamen ein globaler Anstieg der Preise für Eisenerz bei gleichzeitig sinkenden Stahlpreisen. Erst zu Beginn des vierten Geschäftsquartals war erstmals ein Aufwärtstrend spürbar, der durch den Ausbruch der Covid-19-Pandemie jedoch abrupt zu Ende ging. „Die rückläufige Umsatzentwicklung des voestalpine-Konzerns im Geschäftsjahr 2019/20 spiegelt den Konjunkturrückgang über den gesamten Jahresverlauf wider. Die Ergebnisse wurden zusätzlich durch negative Sondereffekte belastet. Angesichts des durch Covid-19 nochmals verschärften wirtschaftlichen Umfelds werden wir laufende Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsprogramme konsequent fortsetzen. Erste positive Effekte daraus sind bereits im Abschluss des Geschäftsjahres 2019/20 sichtbar: Wir konnten das Working Capital deutlich reduzieren, eine sehr gute Cashflow-Entwicklung erreichen und verfügen über eine hohe Liquidität“, so Herbert Eibensteiner, Vorstandsvorsitzender der voestalpine AG. „Auf operativer Seite haben sich die Technologiesegmente Bahninfrastruktur und Lagersysteme in diesen schwierigen Zeiten sehr gut entwickelt.“

Produktionskürzungen und Kurzarbeit infolge der Covid-19-Pandemie

Die Covid-19-Pandemie bzw. deren ökonomische Folgen zwangen die voestalpine zu Produktionskürzungen und temporären -stilllegungen in nahezu allen Bereichen; darunter auch ein bis auf weiteres außer Betrieb genommener kleiner Hochofen in Linz. Im Mai 2020 waren in Österreich rund 10.400 und in Deutschland rund 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kurzarbeit bzw. international weitere 2.400 in kurzarbeitsähnlichen Modellen. Die Gesundheit ihrer Belegschaft hat für die voestalpine in dieser Situation oberste Priorität.

Entwicklung von Umsatz- und Ergebnisziffern

Im Berichtszeitraum 2019/20 verringerte sich der Umsatz des voestalpine-Konzerns konjunkturbedingt um 6,2 % von 13,6 Mrd. EUR im Vorjahr auf 12,7 Mrd. EUR. Der Rückgang auf Ergebnisseite fiel aufgrund von internen Sondereffekten stärker aus. Wie bereits kommuniziert, wurden im 3. Quartal des Geschäftsjahres 2019/20 als Resultat von damals durchgeführten Werthaltigkeitsprüfungen („Impairment-Test“) Sonderabschreibungen vorgenommen. Zusätzlich wurden auch Abwertungen und Vorsorgen für Risiken mit negativen finanziellen Auswirkungen (u.a. Sanierungskosten) gebildet. Die Covid-19-Pandemie machte im April 2020 eine erneute Evaluierung und damit weitere außerplanmäßige Abschreibungen erforderlich. In Summe belasteten diese Sondereffekte das EBITDA mit 83 Mio. EUR und das EBIT (inklusive der EBITDA-Effekte) im abgelaufenen Geschäftsjahr mit 485 Mio. EUR. Vor diesem Hintergrund und wegen des eingetrübten Marktumfelds ging das EBITDA im Jahresvergleich um 24,5 % von 1,6 auf 1,2 Mrd. EUR zurück. Beim EBIT führten die Sonderabschreibungen zu einem negativen Gesamtjahreswert von -89 Mio. EUR (2018/19: 779 Mio. EUR). Entsprechend der EBIT-Entwicklung und nach einem Nettofinanzergebnis von -141 Mio. EUR (Vorjahr -134 Mio. EUR) belief sich das Ergebnis vor Steuern im Geschäftsjahr 2019/20 auf -230 Mio. EUR (Vorjahr: 646 Mio. EUR). Nachdem die Ertragsteuern aufgrund der negativen Ergebnisentwicklung mit 14 Mio. EUR (Vorjahr -187 Mio. EUR) positiv ausgewiesen wurden, ergibt sich ein Ergebnis nach Steuern von -216 Mio. EUR (2018/19: 459 Mio. EUR).

Angepasster Dividendenvorschlag, positive Cashflow-Entwicklung und Reduktion Working Capital

Vorbehaltlich der Zustimmung der am 1. Juli 2020 stattfindenden Hauptversammlung der voestalpine AG wird an die Aktionäre eine Dividende von 0,20 EUR je Aktie ausgeschüttet. Die Reduzierung gegenüber der Vorjahresdividende von 1,10 EUR je Aktie ist auf die negative Ergebnisentwicklung 2019/20, das angespannte wirtschaftliche Umfeld im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie sowie auf den rückläufigen Kurs der voestalpine-Aktie zurückzuführen. Gemessen am durchschnittlichen Börsenkurs der voestalpine-Aktie im Geschäftsjahr 2019/20 von 23,38 EUR ergibt sich eine Dividendenrendite von 0,9 % (Vorjahr 3,1 %).

Die Verschuldungskennzahl Gearing Ratio (Nettofinanzverschuldung im Verhältnis zum Eigenkapital) ist mit 67 % per 31. März 2020 (Vorjahreswert: 47 %) angestiegen. Diese Entwicklung wurde neben der negativen Ergebnisentwicklung wesentlich durch bilanztechnische Vorschriften sowie die Rückzahlung der Hybridanleihe mit einem Volumen von 500 Mio. EUR per 31. Oktober 2019 beeinflusst. Die Nettofinanzverschuldung erhöhte sich durch die Umstellung der Rechnungslegungsstandards (IFRS 16) um 436 Mio. EUR und die Rückzahlung der Hybridanleihe um 500 Mio. EUR und kam per 31.03.2020 bei 3,8 Mrd. EUR zu liegen (Vorjahr 3,1 Mrd. EUR). Das Eigenkapital reduzierte sich um 16,3 % von 6,7 Mrd. EUR per 31. März 2019 auf 5,6 Mrd. EUR per 31. März 2020. Dieser Rückgang ist neben der Ergebnisentwicklung auf die Kündigung der Hybridanleihe, welche als Eigenkapital ausgewiesen wurde, sowie die Dividendenzahlungen im Verlauf des Geschäftsjahres 2019/20 zurückzuführen.

Im Vergleich mit dem Vorjahr erhöhte sich der Cashflow aus der Betriebstätigkeit um 11,8 % von 1,2 auf 1,3 Mrd. EUR. Das Working Capital konnte im selben Zeitraum um 434 Mio. EUR reduziert werden. Mit 31. März 2020 beschäftigte der voestalpine-Konzern weltweit rund 49.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Vollzeitäquivalente), was einer Verringerung gegenüber dem Vorjahr um 4,3 % (2.225 FTE) entspricht.

Investitionen in hochmoderne Anlagen

Im Geschäftsjahr 2019/20 bewegten sich die Investitionen des voestalpine-Konzerns mit 777 Mio. EUR erstmals seit 2011/12 unter dem Niveau der planmäßigen Abschreibungen. 2020/21 soll die Investitionstätigkeit weiter zurückgefahren und der Fokus verstärkt auf die Optimierung der zuletzt realisierten High-Tech-Anlagen gelegt werden. Zu den Highlights zählen die 2019 in Betrieb genommene Elektrolyse-Pilotanlage zur CO2-freien Herstellung von Wasserstoff am Standort Linz, die einen wesentlichen Schritt am Weg der voestalpine zu einer dekarbonisierten Stahlproduktion darstellt. Auch der Bau des weltweit modernsten Edelstahlwerkes am Standort Kapfenberg schreitet voran. Aufgrund von Lieferengpässen infolge von Covid-19 wird sich die Fertigstellung des volldigitalisierten Werks in die zweite Hälfte des Kalenderjahres 2021 verschieben. In Donawitz konnte eine neue Stranggussanlage („CC4“) mit einer Jahreskapazität von 950.000 Tonnen weitgehend finalisiert werden, während im Automotive-Werk Shenyang, China, die bereits dritte „phs-ultraform®“-Linie zur Produktion von höchstfesten automobilen Leichtbaukomponenten ihren Betrieb aufnahm.

Ausblick Geschäftsjahr 2020/21

Der Ausbruch der Covid-19-Pandemie hat sich auf das operative Ergebnis des voestalpine-Konzerns erst im letzten Quartal des Geschäftsjahres 2019/20 ausgewirkt.

Die Maßnahmen, die zur Eindämmung der Pandemie allgemein unter dem Ausdruck „Lockdown“ zusammengefasst werden, sind zum Teil in Europa, sowie in Nord- und Südamerika und sogar in Teilen Asiens noch in Kraft. Die daraus resultierenden ökonomischen Auswirkungen können zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht konkret abgeschätzt werden, ein dramatischer Rückgang der Gesamtwirtschaft im ersten Geschäftsquartal 2020/21 zeichnet sich jedoch bereits ab.

„Die weitere Entwicklung des Geschäftsjahres 2020/21 kann, ohne das endgültige Ausmaß des wirtschaftlichen Einbruches zu kennen, nur sehr grob eingeschätzt werden. Aus heutiger Sicht erscheint ein Szenario einer Verbesserung der Gesamtwirtschaft nach dem Sommer 2020 wahrscheinlich. Diese Einschätzung erfolgt in einem höchst volatilen Wirtschaftsumfeld und ist daher mit erheblicher Unsicherheit behaftet“, so Herbert Eibensteiner. „Der Fokus im Geschäftsjahr 2020/21 wird deshalb auf ergebnisstabilisierenden Maßnahmen wie konsequentem Kosten- und Working Capital-Management sowie Cashflow-Generierung liegen.“ Dementsprechend werden die Investitionen für das Geschäftsjahr 2020/21 mit einem Wert von rund 600 Mio. EUR deutlich unter den bisherigen Investitionsvolumina und unter Abschreibungsniveau geplant.

Ein stabilisierendes Element, das selbst in dieser ökonomischen Ausnahmesituation seine Wirkung zeigt, ist die Diversifikation des voestalpine-Konzerns auf Produkt- und Marktebene. So produzieren die voestalpine-Standorte in China aktuell nahezu auf dem Niveau vor Ausbruch der Covid-19-Pandemie. Auch der Bereich Eisenbahninfrastruktur, in vielen Regionen als systemrelevant eingestuft, erfreut sich in den meisten Regionen der Welt guter Nachfrage. Der Bereich Hochregallagersysteme, getrieben vom Online-Handel, erhielt durch den „Lockdown“ einen zusätzlichen Schub und verzeichnet aktuell eine sehr gute Auftragslage.

Dessen ungeachtet bleiben die Unsicherheiten für den gesamten voestalpine-Konzern in den nächsten Monaten hoch, weshalb eine erwartete Ergebnisentwicklung nur eine sehr grobe Schätzung darstellen kann. „In Anbetracht der weiteren volatilen wirtschaftlichen Entwicklung erwarten wir, dass der voestalpine-Konzern im Geschäftsjahr 2020/21 ein EBITDA zwischen 600 Mio. EUR und 1 Mrd. EUR erwirtschaften wird“, so Eibensteiner.

Der voestalpine-Konzern

Die voestalpine ist ein in seinen Geschäftsbereichen weltweit führender Stahl- und Technologiekonzern mit kombinierter Werkstoff- und Verarbeitungskompetenz. Die global tätige Unternehmensgruppe verfügt über rund 500 Konzerngesellschaften und -standorte in mehr als 50 Ländern auf allen fünf Kontinenten. Sie notiert seit 1995 an der Wiener Börse. Mit ihren qualitativ höchstwertigen Produkt- und Systemlösungen zählt sie zu den führenden Partnern der Automobil- und Hausgeräteindustrie sowie der Luftfahrt- und Öl- & Gasindustrie und ist darüber hinaus Weltmarktführer bei Bahninfrastruktursystemen, bei Werkzeugstahl und Spezialprofilen. Die voestalpine bekennt sich zu den globalen Klimazielen und arbeitet intensiv an Technologien zur Dekarbonisierung und langfristigen Reduktion ihrer CO2-Emissionen. Im Geschäftsjahr 2019/20 erzielte der Konzern bei einem Umsatz von 12,7 Milliarden Euro ein operatives Ergebnis (EBITDA) von 1,2 Milliarden Euro und beschäftigte weltweit rund 49.000 Mitarbeiter.