
Die voestalpine kauft für ihre österreichischen Standorte jährlich eine Elektroenergiemenge ein, die für 340.000 Haushalte ausreichen würde. Marktintelligenz und Schnelligkeit kennzeichnen das Einkaufsteam.

Kraftwerk in Linz
Der voestalpine-Standort Linz deckt mehr als 80 % seines Strombedarfs durch Eigenerzeugung – trotzdem muss hier jährlich zusätzlich Strom eingekauft werden, der für 125.000 österreichische Haushalte genügen würde.
Ungewöhnlicher Stromeinkauf
Bei der voestalpine verläuft die Strombeschaffung natürlich anders als im Privathaushalt. „Bei uns erfolgt der Einkauf im 15-Minuten-Takt“, erklärt Hannes Pesendorfer, Leiter des Energieeinkaufs bei der voestalpine Rohstoffbeschaffungs GmbH. „Die Preise ändern sich mit jeder Viertelstunde und schwanken dabei durchaus um bis zu 150 Euro je Megawattstunde.“ Die Abstimmung der aktuellen Verbrauchssituation erfolgt daher in enger Zusammenarbeit mit den konzerneigenen Kraftwerken.
"Wir reagieren ebenso sensibel auf Veränderungen unserer Energiesituation wie auf die Entwicklungen an den Energie-Spotmärkten. Für den optimalen Einkauf kommen so allein für den Standort Linz im Jahr ca. 18.000 Verträge mit Energieanbietern und abnehmern, von langfristigen Abnahmevereinbarungen bis zu kurzfristigen Intraday-Trades, zusammen."
Schnelles und beherztes Handeln kann enorme Vorteile bringen – beispielsweise, wenn bei so genannten „negativen Preisen“ für den Bezug von Strom sogar gezahlt wird.
Strom zum Nulltarif?

Eine bunte Preislandkarte für die Elektroenergieeinkäufer der voestalpine Rohstoffbeschaffungs GmbH: Tag für Tag ändern sich im Viertelstundentakt die Strompreise am Spotmarkt.
Wenn die Energiebeschaffer der voestalpine Strom einkaufen, kann er auch einmal nichts kosten – mehr noch, für die Abnahme von Megawattstunden gibt es sogar noch Geld. Was erst einmal widersinnig erscheint, klärt sich bei einem Blick auf die Zusammenhänge in länderübergreifenden Stromnetzen. In diese speisen konventionelle Kraftwerke, aber auch Erzeuger von Strom aus so genannten erneuerbaren Quellen (Windkraft, Photovoltaik) ein. Bei entsprechenden Wetterlagen kann das Angebot plötzlich den Bedarf übersteigen: Das Netz droht instabil zu werden. Statt in solchen Situationen zeit- und kostenaufwändig Erzeugungskapazitäten herunterzufahren ist es für die Betreiber billiger, für die kurzfristige Abnahme von großen Elektroenergiemengen zu zahlen. Energieintensive Unternehmen wie die voestalpine können von diesen Entwicklungen profitieren – wenn die Einkaufsprofis den Markt intensiv beobachten und schnell handeln.
"Auf dem Strommarkt muss man irrsinnig schnell reagieren."
Gemeinsam am Markt
Die Arbeitsplätze der Energieeinkäufer sind denen von Börsenhändlern nicht unähnlich. Aktuelle Preise, Liefer- und Verbrauchsinformationen füllen die Bildschirme. Die Mitarbeiter haben aber nicht allein die Situation am Linzer Standort im Blick. Wo immer es möglich ist, nutzt die voestalpine als Großeinkäufer ihre Markterfahrungen und –möglichkeiten für einen optimalen Einkaufspreis oder für wichtige Hinweise an die Konzerngesellschaften. So profitieren alle von der Zusammenarbeit. Ein besonderes Konstrukt besteht in Österreich: Hier bildet die voestalpine eine eigene Erdgasbilanzgruppe. Dadurch werden Zwischenhändler vermieden und allen Standorten ein flexibler und marktorientierter Börsenzugang ermöglicht.
Länderübergreifend kooperieren
In der Regel versucht die voestalpine, in den einzelnen Ländern divisionsübergreifende Strom- und Erdgaspools aufzubauen. Wo dies bereits gelungen ist, z. B. in Österreich, Deutschland oder den Niederlanden, beweist sich, dass die Beschaffung größerer Mengen deutliche Vorteile in sich birgt. Auch in den USA wird versucht, Standorte in einem gemeinsamen Pool zusammenzufassen. Für die Direktreduktionsanlage der voestalpine in Corpus Christi/Texas erfolgt die Erdgas- und Strombeschaffung ebenfalls über die Einkäufer in Linz.
"Für Texas organisieren wir die Energiebeschaffung von Linz aus. Erdgas aus den USA, derzeit zu einem Drittel des hier üblichen Preises."
Mehr zum Thema Umwelt: http://www.voestalpine.com/umwelt