Blechschutz aus der Lebenshilfe: Kein Zulieferer wie jeder andere 3 Minuten Lesezeit
Soziale Verantwortung

Blechschutz aus der Lebenshilfe: Kein Zulieferer wie jeder andere

Christopher Eberl
Christopher Eberl ist redaktionell verantwortlich für die Themen am Blog sowie für die Lehrlingswebsite. Mit seinen Geschichten gewährt er tiefe Einblicke in die vielfältige Welt des voestalpine-Konzerns.

Für die voestalpine BÖHLER Bleche GmbH & Co KG haben die Mürzer Werkstätten der Lebenshilfe Mürztal textile Schutzhauben für die Ansaugtechnik entwickelt, dank der die Blechtafeln beim Vakuumsaugen vor Schmutz und Kratzern geschützt sind.

„Diese Arbeit mach‘ ich leidenschaftlich gerne, weil ich mich dabei konzentrieren muss! Und das liebe ich!“ schwärmt Christian Gutschelhofer an seinem Arbeitsplatz in den Mürzer Werkstätten, während er eine weitere Kreisform ausschneidet, die vorgezeichnet auf der Stoffbahn vor ihm liegt. Auch sein Kollege Thomas Buchebner ist von der Arbeit begeistert. Er verklebt die Ränder der Stoffkreise, die Gutschelhofer ausgeschnitten hat: „I orbeit am liabsten mit der Heißklebepistole. Es gfoit ma anfoch!“

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Thomas Buchebner ist regelmäßig in die Produktion eingebunden

Der Zweck der Stoffstücke, die die beiden gutgelaunten Lebenshilfe Kunden da fabrizieren, erschließt sich nicht unbedingt auf den ersten Blick: Handelt es sich um Taschen? Oder eine Bastelei für den Adventmarkt? Weit gefehlt, wie Fachsozialbegleiterin Michaela Schöggl erklärt:

„Wir stellen hier Überzieher für die Vakuumsauger in der Produktion der voestalpine BÖHLER Bleche am Standort Mürzzuschlag her.“

Luftdurchlässig, weich und beständig

Und das bereits seit mehr als drei Jahren. Im Sommer 2016 wandte sich die Produkt- und Prozesstechnologieabteilung des auf Edelstahlbleche höchster Qualität spezialisierten Unternehmens mit einer nicht ganz alltäglichen Anfrage an die Lebenshilfe Mürztal: Ob sich die Mürztaler Werkstätten nicht etwas einfallen lassen könnten, um die edlen Bleche bei der Bearbeitung mit dem Vakuumsauger „mit etwas möglichst Weichem, Luftdurchlässigem und idealerweise mehrmals Verwendbarem“ vor unliebsamen Kratzer zu schützen. Man werde sich etwas einfallen lassen, versprach das Team der Mürzer Werkstätten – und experimentierte zwei Monate lang mit Materialien, Produktionshilfsmitteln und Herstellungsverfahren.

Auch für Menschen mit Hilfebedarf machbar

Das Resultat der Bemühungen war der Prototyp einer textilen Saugglockenabdeckung, die nicht nur den hohen Ansprüchen der voestalpine BÖHLER Bleche genügte, sondern für die Werkstätten-Mitarbeiter mit Hilfebedarf auch in serieller Fertigung umsetzbar war.  Das geht nicht ohne genaue Arbeitsplanung. „Nur so können unsere Mitarbeiter die einzelnen Arbeitsschritte weitgehend selbständig erledigen und in kurzer Zeit auch größere Mengen produzieren“, sagt Sozialbegleiter Rupert Hafenscherer, der als lösungsorientierter Tüftler und Techniker die Hilfsmittel entwickelt hat, dank der Mitarbeiter mit Hilfebedarf professionell und hochproduktiv arbeiten können.

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Herbert Tösch schneidet am liebsten die Kreisformen aus

Kleber statt Naht

„Am Anfang haben wir die Stoffteile mit der Nähmaschine in Form gebracht“, denkt seine Kollegin Michaela Schöggl an die Entwicklungsphase zurück. „Wir haben aber rasch gemerkt, dass das nicht die geeignete Methode war. Also haben wir unterschiedliche Kleber ausprobiert – und Bingo! Das war die Lösung.“  „Bingo!“, sagt auch Gruppenleiter Josef Binder im Bereich Adjustage der voestalpine BÖHLER Bleche:

"Bevor wir die Überzieher aus den Mürzer Werkstätten hatten, sind durch die Sauger oft auch etwas Staub und Öl auf die Blechtafeln gelangt, die wir mit hohem Aufwand und Benzin reinigen mussten. Dank der Überzieher liefern wir unseren Kunden jetzt von Haus aus Bleche mit sauberer Oberfläche und sparen uns dabei selber Einiges an Nacharbeit."
Josef Binder, Bereich Adjustage
Christopher Eberl