2003: „Minerva“ und Mitarbeiter 3 Minuten Lesezeit
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2003: „Minerva“ und Mitarbeiter

Volkmar Held
Als freier Autor berichtet Volkmar Held für voestalpine über Themen, die bewegen. Die inhaltlichen Schwerpunkte seiner Storys reichen von der Archäometallurgie bis zu Zukunftstechnologien.

Der Geheimplan „Minerva“ hätte die Zerschlagung der voestalpine bedeutet. Dank des Engagements von Belegschaft und Management führte er zur endgültigen Privatisierung des Konzerns und zu einer maßgeblichen Stärkung der Mitarbeiterbeteiligung.

Geheimcode „Minerva“

Die Monate vor der finalen Entscheidung zur Privatisierung der voestalpine AG im Sommer 2003 waren von politischer Polemik bestimmt. Als ein –zweifellos unbeabsichtigter – Katalysator entscheidender Beschlüsse erwies sich dabei das Geheimprojekt „Minerva“ der Staatsholding ÖIAG. Es sah den Verkauf der ÖIAG-Anteile an den Automobilzulieferkonzern Magna vor und hätte nach allen vorliegenden Informationen in der Folge zur Filetierung der voestalpine geführt.

Verteidigungsstrategie

Bisher hatten viele Mitarbeiter in einer Beteiligung des Staates einen Garant für die Sicherung von Arbeitsplätzen und Standorten gesehen. „Minerva“ erschütterte diesen Glauben. Es stellte sich nun weniger die Frage, OB privatisiert werden solle. Vielmehr galt es zu bedenken, WIE die (vermeintliche) Sicherheit des Staates durch eine geeignete Aktionärsstruktur ersetzt werden könne. So wurde einerseits weiter um eine (ober)österreichische Kernaktionärsschaft gerungen. Andererseits besannen sich Konzernmanagement und ‑betriebsrat auf eine der größten Stärken: die Identifikation der Mitarbeiter mit ihrem Unternehmen.

Mitarbeiterbeteiligung

Mitarbeiterbeteiligung„Minerva“ verdeutlichte die Notwendigkeit einer stabilen österreichischen Aktionärsstruktur abseits der Politik und der in Österreich gleichermaßen beliebten wie zweifelhaften persönlichen Netzwerke. Das motivierende Instrument Mitarbeiterbeteiligung erwies sich in dieser Phase zusätzlich als ein taktisches Mittel. Um ein „Squeeze-out“ verhindern zu können, sollte der Anteil der Mitarbeiter an ihrem Unternehmen über die gesetzliche 10-Prozent-Grenze für „herauspressbare“ Minderheitengesellschafter gehoben werden. Mithilfe eines Zusatzkollektivertrages konnte dieser Plan umgesetzt werden. Die voestalpine AG erwarb von der ÖIAG sechs Millionen Aktien, die die Mitarbeiterbeteiligung Privatstiftung übernahm. Ihr Anteil am Unternehmen überschritt so mit 10,2 % Anteil die „Squeeze-out“-Grenze.

Das Projekt „Minerva“ hatte letztendlich statt zu einer Zersplitterung zur Stärkung des Konzerns beigetragen.

 

Minerva News Reports

Vor zwei Jahrzehnten begann die voestalpine AG den Weg eines privatisierten, börsennotierten Unternehmens zu beschreiten. Die Serie „IPO 1995 – 20 Jahre an der Börse“ beschreibt markante Stationen auf dem Weg zum international erfolgreichen stahlbasierten Technologie- und Industriegüterkonzern.
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