2003: Finale Privatisierungsentscheidung 2 Minuten Lesezeit
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2003: Finale Privatisierungsentscheidung

Volkmar Held
Als freier Autor berichtet Volkmar Held für voestalpine über Themen, die bewegen. Die inhaltlichen Schwerpunkte seiner Storys reichen von der Archäometallurgie bis zu Zukunftstechnologien.

Ob in der Belegschaft oder in der Politik: Auf allen Ebenen kennzeichneten harte Auseinandersetzungen die Wochen vor der Entscheidung, die voestalpine AG endgültig zu privatisieren.

Am 5. September 2003 entschied der Aufsichtsrat der ÖIAG, den voestalpine-Konzern vollständig zu privatisieren. Noch hielt sie 34,7 Prozent der Unternehmensanteile im Auftrag des Staates. Dessen angekündigter Rückzug löste in der Belegschaft Zukunftsängste und in der Politik breite Polemik aus.

Zukunftsszenarien

PrivatisierungDer voestalpine AG sollte der Schritt zum vollständig privaten Unternehmen langfristig die Unabhängigkeit sichern. Die Loslösung von der Einflussnahme durch den Staat galt als eine wichtige Bedingung für die weitere erfolgreiche Positionierung am Markt. Arbeitnehmer des Unternehmens befürchteten dagegen eine Schwächung des Konzerns bis hin zu seiner Filetierung oder Absiedelung. Als Grund beschrieben Arbeitnehmervertreter wie auch Politiker die unkontrollierbaren Vorgänge auf den Kapitalmärkten.

 

Breiter Widerstand

Menschenkette

Teilnehmer der Menschenkette

Wahlkampf in Oberösterreich

Wahlkampf in Oberösterreich

Eine Eskalation erfuhr die Auseinandersetzung durch den zeitgleichen Wahlkampf in Oberösterreich. Von den umfangreichen, oft hochemotionalen Aktionen gegen die Privatisierung blieb vor allem die 7 km lange Menschenkette zwischen der Linzer voestalpine und dem Sitz der oberösterreichischen Landesregierung in Erinnerung.

Das Konzern-Management und besonnene Politiker bemühten sich um eine Versachlichung des Disputs und entwarfen das schließlich realisierte Szenarium eines weiten Streubesitzes mit österreichischer Kernaktionärsstruktur.

Letzte Etappe begonnen

Für 32,50 € je Aktie bot die ÖIAG 19,7 % der Unternehmensanteile an der Börse an. Dem Beschluss über den endgültigen Rückzug des Staates aus dem Unternehmen waren harte politische Auseinandersetzungen vorausgegangen. Der Entscheidung für eine vollständige Privatisierung folgte ein Kursanstieg auf 36,80 € zum Geschäftsjahresende März 2004. Für einen von vornherein bis 2006 begrenzten Zeitrahmen hielt die ÖIAG anschließend noch 15 % der voestalpine-Anteile im Wege einer Umtauschanleihe.
Zusatz: Mit März 2004 verlässt Dkfm. Franz Struzl das Unternehmen, sein Nachfolger als Vorstandsvorsitzender wird Dr. Wolfgang Eder.


Vor zwei Jahrzehnten begann die voestalpine AG den Weg eines privatisierten, börsennotierten Unternehmens zu beschreiten. Die Serie „IPO 1995 – 20 Jahre an der Börse“ beschreibt markante Stationen auf dem Weg zum international erfolgreichen stahlbasierten Technologie- und Industriegüterkonzern.
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