Motorsport mit Batterie: Was die Formel E für Serienautos bringt 3 Minuten Lesezeit
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Motorsport mit Batterie: Was die Formel E für Serienautos bringt

Timo Völker
Timo Völker leitet das Motorressort der Tageszeitung „Die Presse“ in Wien.

Warum betreiben Autohersteller Rennsport? Die gängige Kurzformel lautet: "Win on Sunday, sell on Monday." Das ist zwangsläufig aber nicht mehr bei allen Rennserien so. Die Formel E hat sich jedoch als wichtigstes Entwicklungslabor entpuppt, um die Technologien von morgen auf die Straße zu bringen.

Aber es gibt ein größeres Bild, für das wir ein paar Schritte zurückgehen müssen. Bis zum Pferd, um genau zu sein. In der Frühzeit waren Autorennen hauptsächlich Ausdauerfahrten, bei denen durchkommen schon als Sieg galt. Das Auto hatte tierische Konkurrenz – es musste damals noch beweisen, dass es seine Insassen ebenso verlässlich ans Ziel bringen konnte wie ein Fuhrwerk mit Pferden. Das war ja keine ausgemachte Sache. Bergrennen waren eine spezielle Disziplin – es galt nicht nur, den höchsten Punkt zu erklimmen, sondern auch wieder in einem Stück herunterzukommen. Was vielleicht die noch größere Anstrengung war: In der Bremsentechnik fuhr noch das alte Fuhrwerk mit.

Vom Motorsport in die Serie?

Der Motorsport machte dann Karriere als Publikumsattraktion, mit dem synergetischen Nebeneffekt, dass die Extrembelastung eines Renneinsatzes auch wertvolle Hinweise für den Serienbau lieferte. Das geriet in den Hintergrund, je ausgereizter die Renntechnologie betrieben wurde: In der Formel 1 springt schon länger nichts ab, womit sich im Serienbau etwas anfangen ließe. Diese Technologie ist viel zu teuer für Straßenautos und bringt ihnen auch kaum verwertbare Vorteile.

Technologieplattform Formel E

Aber wir kommen wieder dorthin: Die Formel E ist ein hochaktuelles Experimentierfeld, in der sich alles ums Wesentliche dreht: den Antrieb und die Speicherung von elektrischer Energie. Mit einer Steigerung auf 54 kWh Akku-Kapazität des neuen Gen2-Autos lässt sich in der aktuellen Saison ein ganzes Rennen mit einem Auto bestreiten, technischer Knackpunkt ist das schnelle und effiziente Be- und Entladen der Akkus, also durch Abrufen der Leistung – wir dürfen es gerade noch Gas geben nennen – und die Rekuperation (Zurückgewinnen) im Schubbetrieb. Die Balance dieser Wechselwirkung und das Bei-Laune-Halten der Akkus (etwa durch Thermomanagement) unter schwierigen Bedingungen (Vibrationen, Hitze) entscheidet auch auf der Straße über die Effizienz und damit letztlich die Reichweite. Rund um das Einheits-Chassis und die einheitliche Batterie des Formel E-Boliden, haben die Teams einige Freibereiche. Dazu gehören der Antriebsstrang, das Brake-by-Wire-System, Getriebe, Antriebswellen, die tragende Struktur und Fahrwerksteile an der Hinterachse sowie Kühlsystem und Steuergerät.

Formel E als Testfeld für Serienfahrzeuge von morgen

Wenn man in der Zukunft der E-Mobilität also mitmischen will, ist es entscheidend, in diesem rasanten Entwicklungslabor des Rennsports eine Hand am Geschehen zu haben. Das Engagement der großen Autohersteller spricht da eine klare Sprache: Neben Audi Sport ABT Schaeffler sind BMW i Andretti Motosport, DS Techeetah, Nissan e.dams, NIO Formula E team, und ab der nächsten Saison auch Mercedes und Porsche in der aufstrebenden Motorsportserie vertreten. Jaguar fährt sogar noch eine eigene Rennserie als Rahmenprogramm. Damit gehen Ende 2019 insgesamt elf Hersteller an den Start. Ebenso unter den Technologiepartnern der Formel E trifft man auf bestens vertraute Namen wie McLaren, Dallara, Pankl und Williams. Seit der Saison 2018/19 ist auch voestalpine Partner der weltweit ersten vollelektrischen Straßenserie und Hauptsponsor der europäischen Rennen. Für die voestalpine ist der dynamisch wachsende Zweig der Elektromobilität ein wichtiges Wachstumsfeld und gemeinsam mit der Formel E will man die Elektromobilität weiterentwickeln sowie den Technologietransfer zwischen Automobilzulieferern, -herstellern und -nutzern vorantreiben.