
Im neuen Prüfzentrum von voestalpine in Linz sorgt Madeleine M. für das fachkundige Fräsen und Erodieren der Testobjekte für die Zugprobe. Nicht immer ist es der direkte Weg, der zum Ziel führt. Madeleine M. etwa hat auf ihrem Weg zur technischen Berufung und zu voestalpine einige Umwege gemacht.
So hat die Fachfrau im neuen voestalpine-Prüfzentrum in Linz eine Extraportion Lebens- und Arbeitserfahrung mitgebracht. Erfahrung, die ihr auch beim Endfertigen der Testobjekte für das automatisierte Zugprobeverfahren zugutekommt. Madeleine trägt die Verantwortung für das fachgerechte Fräsen und Erodieren der Prüflinge aus Stahl.
Hartes Blech
„Im Vergleich zu meinem ersten Job bei voestalpine ist das hier für mich eine der leichteren Aufgaben“, sagt die gelernte Zerspanungstechnikerin, die zuvor in der Feinblechprüfung und -Analytik tätig war. „Mit Blech habe ich weder in meiner Ausbildung noch an meinen früheren Arbeitsplätzen zu tun gehabt“, erzählt Madeleine, die sich erst einmal in die Basics der Blechproduktion einarbeiten musste: „Wir haben ausschließlich für Forschung und Entwicklung geprüft. Da es für Blech jede Menge genormter Prüfverfahren gibt, war die Arbeit einigermaßen komplex.“
Schrauben mit dem Vater
Seit vergangenen Oktober geht Madeleine im neuen Prüfzentrum ein und aus: Von der Installation der Prüftechnik bis zur Inbetriebnahme hat sie alles hautnah miterlebt und in ihrem Bereich mitgestaltet. Dieser Tage läuft bereits die Optimierung des Prüfbetriebs. Madeleine fühlt sich wohl in diesem Ambiente. Schon als Kind zog es sie in Richtung Technik. Nicht ganz unbeteiligt daran war ihr Vater, der sie vom Autoreifenwechsel bis zu Reparaturarbeiten am Fahrrad und allen möglichen anderen Gegenständen mitarbeiten ließ.
Von der Gastronomie zur Technik
Doch in der Berufswahl folgte Madeleine zunächst den Wünschen der Mutter. Im Interspar-Restaurant an der Linzer Industriezeile ließ sich zur Köchin ausbilden, um von 2011 bis 2013 erstmals voestalpine-Werksluft zu schnuppern – wenn auch zunächst in der Küche von Caseli. Danach jobbte sie zwei Jahre in der Gastronomie. Weil sich kein Mechanikermeister finden ließ, der bereit gewesen wäre, Madeleine als Lehrling anzunehmen. Denn das hätte den zwingenden Einbau einer Damentoilette bedeutet. „Vor zehn Jahren war es für Frauen noch deutlich schwerer, in der Technik Fuß zu fassen.“
Hartnäckig erfolgreich
Madeleine gelang es, dem Arbeitsmarktservice die Zustimmung zu einer Umschulung abzuringen und stellte sich 2015 erfolgreich dem Aufnahmetest für das Programm „Frauen in die Technik“. Aus dem Bauch heraus entschied sie sich für die Ausbildung zur Zerspanungstechnikerin. Und eignete sich in 20 Monaten in der Werkstatt und den Kursräumen des WIFI das an, wofür in einer regulären Lehre drei Jahre lang Zeit ist. „Am Anfang waren wir 32, bei den Abschlussprüfungen nur mehr fünf“, berichtet Madeleine, „die Meisten sind daran gescheitert, Ausbildung und Familie zu vereinbaren.“
Mit Perspektive
Aufhören war für Madeleine keine Option. Sehr zur Freude ihres stolzen Vaters, der sich riesig freute als seine Tochter mit bestandener Lehrabschlussprüfung bei einem Linzer Automotive-Betrieb unterkam. Dort musste Madeleine nach knapp drei Jahren wegen gesundheitlicher Probleme aufgeben. Nach einem kurzen Intermezzo kam sie im Herbst 2020 zu voestalpine – wo sie noch viele Jahre bleiben möchte.