Stimmt die Chemie, dann stimmt auch die F & E 3 Minuten Lesezeit
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Stimmt die Chemie, dann stimmt auch die F & E

Christopher Eberl
Christopher Eberl ist redaktionell verantwortlich für die Themen am Blog sowie für die Lehrlingswebsite. Mit seinen Geschichten gewährt er tiefe Einblicke in die vielfältige Welt des voestalpine-Konzerns.

Auch Armineh Avakemian hat eine Rolle in der neuen voestalpine Imagekampagne. Ihre eigentliche Aufgabe ist allerdings die Entwicklung neuer, höchstfester Kaltband-Stahlsorten in der Forschungsabteilung der voestalpine Stahl GmbH. Hier ist der Teamspirit das Fundament, auf dem neue Entwicklungen gedeihen.

Als Armineh Avakemian 2013 nach Abschluss ihrer Dissertation als Werkstoffentwicklerin im Linzer Werk der voestalpine begann, war sie die zweite Frau im Team. Heute sind es ein paar mehr. Was aber gleichgeblieben ist: „Bei uns ist jeder für bestimmte Stahlgüten verantwortlich, aber wir helfen einander und tauschen uns immer wieder aus. Da gibt es keine Konkurrenz, keine Eifersüchteleien. Die Chemie stimmt und dieser Teamspirit ist etwas Besonderes, der ist nicht selbstverständlich“, erzählt Avakemian. Davon ist sie überzeugt, denn während ihres Studiums der Technischen Chemie in Wien hatte sie auch Einblick in das eine oder andere Industrieunternehmen.

"Wir helfen einander und tauschen uns immer wieder aus. Da gibt es keine Konkurrenz, keine Eifersüchteleien."

Isfahan, Wien und Linz

Die 38-jährige Werkstoffentwicklerin ist über Umwege zur voestalpine gelangt. Ihre Familie stammt ursprünglich aus Armenien, ihre Kindheit und Jugend hat sie in der iranischen Stadt Isfahan verbracht. Mit 18 hat sich die junge Armineh nach Europa aufgemacht, um den Kontinent zu bereisen, bevor es zum Studium in die USA gehen sollte, wo ihre Geschwister bereits studierten. Das war der Plan. In Wien war allerdings recht abrupt Schluss mit der Reise und mit dem Plan – der Liebe wegen. Es folgte Plan B: ein intensiver Deutschkurs und anschließend das Studium an der Technischen Universität Wien, eine Bewerbung auf ein Jobinserat der voestalpine – das Unternehmen war ihr damals schon ein Begriff – und schließlich der Umzug nach Linz, wo sie nun mit ihrem Mann und den beiden Kindern lebt.

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Leidenschaft, Zähigkeit und viele kleine Schritte

Die Leidenschaft für Technik hat sie wahrscheinlich von ihrem Vater, einem diplomierten Verfahrenstechniker. Und mit Leidenschaft und großem Einsatz forscht Armineh Avakemian heute an neuen, höchstfesten Stählen – vor allem für die Automobilindustrie. Nicht nur diese, sondern auch die Kaltband-Werkstoffentwickler müssen mitunter große Zähigkeit aufweisen, dauert es doch im Schnitt sieben bis zehn Jahre, bis man von einer Idee zum Serieneinsatz im Auto kommt. Ein wichtiger Meilenstein auf diesem Weg ist die Zulassung bei einem Automobilhersteller, die bisweilen schon zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen kann. Bis dahin gilt es, viele Zwischenschritte erfolgreich hinter sich zu bringen, die letzten Endes den großen „one step ahead“ ausmachen – von den ersten Stahlschmelzen und Kleinversuchen an Mini-Anlagen über die vielen Prüfverfahren im Haus und bei den Kunden bis hin zur Serienfertigung an den großen Anlagen im Werk. Damit nicht genug, leitet Armineh Avakemian auch ein Projekt zur Prozessoptimierung in der Fertigung der höchstfesten Stähle. Gemeinsam mit den Kollegen in der Produktion und in der Qualitätssicherung dreht sie hier an vielen kleinen Optimierungsschrauben.

"Das ist das Spannende: Man kann nie mit Sicherheit sagen, wie eine Beprobung oder ein Versuch wirklich ausgeht."

Job, Familie und Sport

Auch wenn man mit den Jahren routinierter wird, kennt die Kaltband-Werkstoffentwicklung keine Alltagsroutine: „Jede Woche bringt eine neue Herausforderung. Das ist das Spannende: Man kann nie mit Sicherheit sagen, wie eine Beprobung oder ein Versuch wirklich ausgeht“, lacht Avakemian. Was sie aber mit Sicherheit sagen kann: „Wir haben eine offene Kommunikationskultur und unser Chef behandelt uns auf Augenhöhe. Ich fühle mich gut aufgehoben hier im Team.“ Gut aufgehoben sind auch Sohn und Tochter – und zwar im voestalpine Betriebskindergarten. Arminehs Freizeit gehört der Familie und zwischendurch dem Sport: Zurzeit schwört sie auf High Intensity und Cross Fit Training. Das macht den Kopf frei für immer neue Aufgaben in der Forschung und Entwicklung …

Christopher Eberl