Berner Heimspiel für den Mann der Stunde: Buemi freut sich „auf eine Strecke, die alles hat!“ 3 Minuten Lesezeit
Formel E

Berner Heimspiel für den Mann der Stunde: Buemi freut sich „auf eine Strecke, die alles hat!“

Gerald Enzinger
10 Jahre Chefredakteur der SportWoche und seit 20 Jahren als Journalist auf den Rennstrecken dieser Welt unterwegs. In Österreich u.a. für die Autorevue, www.motorprofis.at und die Kleine Zeitung.

Im Finale der voestalpine European Races am Samstag in Bern kann am Ende auch ein Lokalmatador der umjubelte Titelträger sein. Sebastien Buemi, neben Lucas di Grassi, wohl die bislang größte Legende in der Geschichte der ABB FIA Formula E Championship, und zuletzt Pole-Setter und Zweiter beim E-Prix in Berlin. Der Pilot von Nissan e.dams kommt mit einem besonderen Erfolgserlebnis im Rückspiegel in die Hauptstadt seines Heimatlandes: Denn er hat am Wochenende zum zweiten Mal in seiner Karriere die 24 Stunden von Le Mans gewonnen. Nun will er sich auch die 3D-gedruckte Trophäe der voestalpine European Races sichern.

Sebastien Buemi

Herr Buemi, Sie haben in Bern einen neuen Standort für Ihr Heimrennen und kennen die Strecke bereits etwas von einem Showrun. Was können wir uns erwarten?

SEBASTIEN BUEMI: „Es ist immer schwierig eine Strecke zu erklären, wenn der andere sie noch nicht im Simulator gesehen hat. Es sieht gut aus, es ist eine echte Challenge, die Strecke hat alles, was so ein Stadtkurs bieten kann. Es geht den Mauern entlang, bergauf, bergab, wieder hoch. Es gibt sehr abwechslungsreiche Passagen und einige Abschnitte haben etwas sehr Spezielles. Für Edoardo Mortara und mich ein sehr schönes Heimrennen.“

Als langjähriger Formel-1-Pilot, der immer noch im Testteam von Red Bull Racing ist, können Sie uns sicher die Unterschiede zum Grand-Prix-Sport erklären.

SEBASTIEN BUEMI: „Also heuer ist es für Fans wohl interessanter, Formel E anzuschauen. Der Vorteil hier ist, das alles sehr, sehr eng ist. Man weiß nie, wer gewinnen wird. Dort gewinnt Mercedes, oder vielleicht Ferrari. Und Red Bull ist schon das Maximum des dann noch Möglichen. Ich finde es gut, dass das in der Formel E anders ist und die Leute am Morgen noch nicht wissen, wer am Ende am Podium steht.

Und wer die Wertung der voestalpine European Races gewinnen wird.

SEBASTIEN BUEMI: „Diese Ausgeglichenheit ist toll und zeichnet die Serie aus. Auch wenn es sein kann, dass sich nun gegen Ende der Meisterschaft der eine oder andere absetzen kann.“

Beitragsbild Buemi

Was ist der Spaß an der Formel E?

SEBASTIEN BUEMI: „Ganz klar: dass alle so nah zusammen sind. Die Competition ist richtig hoch. Der Spaß ist das Wissen: wenn ich eine richtig gute Runde zusammenbringe, dann bin ich weit vorne, wenn ich einen Fehler mache, bin ich hinten. Hier macht in erster Linie noch der Fahrer den Unterschied aus.

Als jemand, der schon beim ersten Rennen der Formel E dabei war, sind Sie mehr als jeder andere berufen für diese Frage: Wie hat sich das Fahren seitdem verändert?

SEBASTIEN BUEMI: „Das Auto ist nicht so anders als letztes Jahr. Man hat mehr Power. Man hat die gleiche Downforce, mehr oder weniger. Aber beim Fahren spürt man nicht so einen großen Unterschied. Mit dem Brake by Wire ist alles ein bisschen einfacher, man kann mehr Energie gewinnen und das Auto ist effizienter in seinem Energiemanagement. Die Batterie liefert viel mehr Power, die Teams haben sich insgesamt stark verbessert und wir müssen daher nun viel mehr in Details gehen, um uns von anderen abzuheben.

Und die Serie?

SEBASTIEN BUEMI: „Ich bin zufrieden mit der Meisterschaft, ich denke das ist gut, wenn alle so eng zusammen sind. Dazu kommt, dass mehr Hersteller dabei sind. Ich halte es aber für wichtig, dass man die Regeln nicht zu sehr öffnet. Weil wenn man das macht, würde man viel mehr Unterschied zwischen den Teams sehen. Doch ich denke, am Ende muss es eine Fahrer-Meisterschaft bleiben. Nicht nur eine der besten Technologien – wir sollten hier einen guten Kompromiss haben. Aber die Formel E und die FIA haben zusammen einen super Job gemacht.“

Der Julius Baer Swiss-E-Prix, das Finale der voestalpine European Races in dieser Saison, startet am Samstag, dem 22. Juni 2019, um 18.00 Uhr. ORF eins, ARD Livestream und Eurosport 1 übertragen live.

Gerald Enzinger